Zinsentscheid der Fed: Märkte fordern Signale, Trump erhöht den Druck

Anleger hoffen in dieser Woche auf klare Signale von Jerome Powell. Doch die Fed verfügt über keine Glaskugel. Angesichts der ungelösten Zollfragen dürfte sie eine vorsichtige Botschaft senden. 

US-Präsident Donald Trump baut derweil immer wieder öffentlich Druck auf Powell auf. Er fordert Zinssenkungen, doch so einfach ist das nicht. Die Fed muss ihre Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit wahren. Gerade in dieser sensiblen Marktphase kann sie sich keine geldpolitischen Fehler erlauben.

Trump erhöht den Druck

Die Fed gibt am Mittwochabend ihren Zinsentscheid für Mai bekannt. Das aktuelle Zinsniveau liegt in einer Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. 

US-Präsident Trump hat großen Einfluss auf die Markterwartungen. Er befeuert Spekulationen über Zinssenkungen, da seine protektionistische Handelspolitik das Wachstum der US-Wirtschaft belastet. Außerdem greift Trump Powell erneut an und behauptet, er wisse „viel mehr über Zinssätze“.

Trotzdem gilt eine Zinssenkung im Mai als unwahrscheinlich. Die Märkte rechnen mit einer Wahrscheinlichkeit von 98 Prozent damit, dass die Fed die Zinsen unverändert lässt. Wegen der ungelösten Zollfragen dürfte die Fed zunächst abwarten.

Bis Jahresende erwarten die Märkte jedoch vier weitere Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte: im Juli, September, Oktober und Dezember.

Doch der politische Druck auf die Fed wächst. Je stärker sich die Konjunktur abkühlt, desto größer wird der Druck auf die Geldpolitik. Trumps Einfluss erschwert zugleich die Vorhersehbarkeit der geldpolitischen Strategie.

Alle schauen auf J. Powell

Auch wenn eine weitere Zinssenkung vorerst nicht erwartet wird, bedeutet das nicht, dass die Fed keine wichtigen Signale zum zukünftigen Zinspfad geben wird.

Die Aufmerksamkeit richtet sich auf die Pressekonferenz von Jerome Powell. Seine Pressekonferenz gilt als Schlüsselmoment – mit dem Potenzial, die Märkte in Minuten deutlich zu bewegen. Wir erwarten eine Einschätzung zu den wirtschaftlichen Folgen der Zölle und möglichen Abwärtsrisiken.

Es ist ein Spagat für die Fed. Powell muss Unterstützung signalisieren, aber nicht zu viel, um keine zusätzliche Marktvolatilität auszulösen. Die Märkte fragen sich, ob ihre Zinserwartung korrekt ist oder ob eine Korrektur notwendig wird. In der aktuellen Gemengelage ist nahezu jedes Szenario denkbar.

In den letzten Jahren haben die Märkte häufig zu viel von der Fed erwartet, ohne dass dies der Aktienrally geschadet hat – dank robuster Konjunktur. Jetzt hat sich das Blatt gewendet. Es mehren sich die Anzeichen wirtschaftlicher Schwäche.

Rezession in Sicht?

Die Rezessionsrisiken in den USA haben in den vergangenen Monaten zugenommen, das zeigen die jüngsten Wirtschaftsdaten. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass eine Rezession bevorsteht oder ein abrupter Einbruch der Wirtschaft zu erwarten ist. Dennoch lässt sich eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Ausgangslage nicht leugnen.

Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal annualisiert um 0,3 Prozent geschrumpft, der erste Rückgang seit dem ersten Quartal 2022. Auch der ISM Manufacturing PMI ist im März weiter in den Bereich gefallen, der typischerweise auf eine Rezession hinweist.

Gleichzeitig gab es keine Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung. Der Core PCE-Preisindex stagnierte im März auf Monatsbasis. Andererseits fiel der Arbeitsmarktbericht besser aus als erwartet. Die Beschäftigung stieg im April um 177.000 Stellen.

Ob eine Rezession bevorsteht, hängt zu einem großen Teil von der Handelspolitik unter Präsident Trump ab. Eine Einigung im Handelsstreit mit China lässt weiterhin auf sich warten. Wertvolle Zeit verstreicht, während die Weltwirtschaft auf Klarheit wartet.

Zollsituation weiterhin unklar

Höhe, Dauer und konkrete Auswirkungen der Zölle bleiben schwer vorhersehbar. Die Märkte bewegen sich weiterhin im Nebel der Unsicherheit.

Es gibt jedoch erste diplomatische Entspannungssignale. Die USA und China zeigen Gesprächsbereitschaft, doch ein echter Durchbruch steht noch aus. Die Signale reichen für vorsichtigen Optimismus, aber nicht für eine Entwarnung.

Trump lenkt zudem leicht ein. Die Auswirkungen der Zölle auf die Autoindustrie sollen abgeschwächt werden. Das ist symbolisch bedeutsam, aber keine Lösung des eigentlichen Problems.

Anleger rechnen zunehmend nicht mehr mit einer vollständigen Eskalation. Das sorgt für kurzfristige Stabilität an den Märkten, der Druck auf die Geldpolitik nimmt leicht ab. Dennoch dürfte sich die Fed weiterhin abwartend und datenabhängig positionieren.

US-Aktienindex vor wichtigem Widerstand

Der S&P 500 hat sich in den letzten Wochen in Form eines ABC-Musters deutlich erholt. Die Aufwärtsbewegung stoppte jedoch knapp unter dem Hoch vom 25. März bei 5.786 Punkten. Anleger sollten diesen charttechnisch wichtigen Widerstand genau im Blick behalten. 

Solange dieses Niveau nicht nachhaltig überschritten wird, bleibt der mittelfristige Abwärtstrend intakt.

Ein geldpolitischer Impuls durch die Kommunikation der Fed könnte den entscheidenden Ausschlag geben, um diesen Widerstand in dieser Woche zu durchbrechen. Eine dovishe, also zinssenkungsfreundliche Botschaft, könnte dem Aktienmarkt neuen Auftrieb verleihen.

Sollten die Marktteilnehmer den Eindruck gewinnen, dass die Fed zu zögerlich agiert oder hinter den Erwartungen zurückbleibt, könnte die kurzfristige Stimmung rasch kippen.

Zinssenkungserwartungen wirken sich in der Regel positiv auf Aktien, Gold und US-Staatsanleihen aus, während sie den US-Dollar tendenziell belasten.

S&P 500 im Tageschart. Quelle: eToro

Märkte im Ausnahmezustand

Die Fed dürfte vorerst abwarten, bleibt aber unter Handlungsdruck. Konjunkturschwäche, Zollunsicherheit und Trumps Einfluss erhöhen das Risiko geldpolitischer Fehlinterpretationen für Anleger.

Eine dovishe Botschaft könnte vor allem Tech, Growth-Aktien und zinssensitive Sektoren wie Immobilien und Versorger stützen. Bleiben klare Signale aus, drohen Rückschläge bei Aktien, insbesondere bei Zyklikern und exportorientierten Unternehmen. 

 

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