Die Aktie der Münchener Rück ist am Dienstag mit einem Minus von 4 Prozent in den Handel gestartet und auf den tiefsten Stand seit über einem Monat gefallen. Dies stellt die erste Reaktion auf den Gewinneinbruch von rund 50 Prozent im ersten Quartal dar.
Trotz des Gewinnrückgangs wurde der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr bestätigt. Der Kursrückgang stellt aus technischer Sicht einen Rücksetzer innerhalb eines weiterhin bestehenden Aufwärtstrends dar.
Die rasche Gegenbewegung der Aktie deutet darauf hin, dass Anleger die Risiken als kontrollierbar einstufen und weiterhin auf das langfristige Potenzial des Unternehmens setzen.
Nettogewinn fast halbiert
Der Gewinn der Münchener Rück fiel im ersten Quartal 2025 von 2,12 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf 1,09 Milliarden Euro, ein Rückgang von 48 Prozent. Hauptursache dafür waren die hohen Schadenbelastungen durch die Waldbrände in Kalifornien im Januar, die als eine der schwersten Naturkatastrophen in der Geschichte des Bundesstaates gelten.
Die tatsächliche Schadenshöhe blieb jedoch unter den bisherigen Erwartungen. Die Münchener Rück beziffert die Belastung durch die Brände in der Region Los Angeles auf 1,1 Milliarden Euro, nach zuvor geschätzten 1,2 Milliarden Euro. Das könnte darauf hindeuten, dass das Schadenmanagement effizienter verlief als zunächst angenommen.
Trotz dieser Belastungen erzielte das Unternehmen einen starken Versicherungsumsatz. Die Erlöse aus vergebenen Versicherungsverträgen stiegen auf 15,81 Milliarden Euro, gegenüber 15,06 Milliarden Euro im Vorjahr, und lagen damit über den Markterwartungen von 15,6 Milliarden Euro. Das zeigt, dass sich das Kerngeschäft der Münchener Rück robust und wachstumsfähig präsentiert.
Zudem bekräftigte der Konzern seinen Jahresausblick. Münchener Rück hält am Gewinnziel von 6 Milliarden Euro für das laufende Geschäftsjahr fest. Das unterstreicht das Vertrauen in die operative Stärke und die Risikosteuerung des Unternehmens.
Komplexität meistern
Die Versicherungsbranche bewegt sich in einem Umfeld wachsender Komplexität. Anpassungsfähigkeit wird dabei zum entscheidenden Erfolgsfaktor.
Zuletzt gab es Zeichen der Deeskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China. Das bedeutet weniger Gefahr von Zahlungsausfällen, staatlichen Eingriffen oder abrupten Marktverwerfungen. Ein stabileres geopolitisches Umfeld schafft neue Planungssicherheit für Unternehmen und Versicherer.
Weniger politische Risiken führen auch zu geringerer Unsicherheit bei der Prämienkalkulation und Risikomodellierung. Insbesondere Industrie- und Rückversicherer profitieren von einer Stabilisierung des weltweiten Handels.
Die Münchener Rück reagiert proaktiv auf dieses zunehmend komplexe Marktumfeld. Das Unternehmen will seine Geschäftsaktivitäten künftig stärker diversifizieren.
Bereits im März hatte die Münchener Rück die Übernahme des US-Unternehmens Next Insurance vereinbart – ein strategischer Schritt, durch den die Erstversicherungstochter Ergo Zugang zum größten Versicherungsmarkt der Welt erhält.
Für Dezember wurde ein Strategie-Update angekündigt. CEO Joachim Wenning will auf dem Investorentag im Dezember eine neue, mehrjährige Unternehmensstrategie vorstellen.
Unter Branchenschnitt
Die Münchener Rück belegt Platz 14 in der Liste der weltweit wertvollsten Versicherer. Die Aktie weist eine solide Bewertung auf Basis der erwarteten Gewinne auf. Das Forward-KGV liegt bei 12,6. Dies deutet auf ein stabiles Vertrauen der Märkte, jedoch keine Überbewertung hin – typisch für einen Rückversicherer mit einem konservativen Geschäftsprofil.
Auch die Allianz liegt mit einem Forward-KGV von 12,6 auf demselben Niveau wie die Münchener Rück. Beide Konzerne gelten als stabil, cash-flow-stark und verfolgen eine disziplinierte Kapitalpolitik.
AXA wird mit einem niedrigeren Wert von 10,7 bewertet. Chubb liegt mit 12,0 leicht unter der Münchener Rück. UnitedHealth kommt auf ein höheres Forward-KGV von 14,0 und wird von Investoren eher als Wachstumswert im Gesundheitssektor wahrgenommen, mit geringerer Abhängigkeit von Naturkatastrophen. Progressive ist mit 18,5 am höchsten bewertet, ein Ausdruck hoher Margenerwartungen und starken Wachstums im US-Privatkundengeschäft.
Der Durchschnittswert aller genannten Unternehmen liegt bei etwa 13,4. Münchener Rück liegt damit leicht unter dem Durchschnitt, was auf eine eher konservative Einschätzung der Marktteilnehmer, aber gleichzeitig auch auf Bewertungsspielraum hinweist. Insbesondere, wenn die geplante strategische Diversifikation erfolgreich umgesetzt wird.
ABC-Muster
Am Dienstagvormittag notiert die Aktie der Münchener Rück 2,4 Prozent tiefer. Der Verlust gegenüber dem Rekordhoch beläuft sich auf etwa 9 Prozent – und liegt damit knapp unter der 10-Prozent-Marke, ab der man offiziell von einer technischen Korrektur spricht. Die Bullen versuchen, diesen Schwellenwert zu verteidigen.
Der Rückgang erfolgt in einem klassischen ABC-Korrekturmuster nach einem vorherigen Aufwärtsimpuls. Die bullische Trendstruktur bleibt intakt. Es gibt aktuell keine Anzeichen für eine übergeordnete Trendumkehr.
Außerdem notiert die Aktie weiterhin oberhalb der 200-Tage-Linie. Dieser gleitende Durchschnitt gilt als wichtige langfristige Unterstützung und wurde zuletzt Anfang April erfolgreich verteidigt.
Trotz des jüngsten Rücksetzers liegt die Münchener Rück seit Jahresbeginn noch mit 19,2 Prozent im Plus und gehört damit weiterhin zu den Top 10 Performern im DAX.
Münchener Rück im Tageschart. Quelle: eToro
Münchener Rück bleibt auf Kurs
Das Unternehmen zeigt sich widerstandsfähig und ist strategisch gut positioniert. Trotz der aktuellen Kurskorrektur bleibt der übergeordnete Aufwärtstrend intakt. Technisch wichtige Marken, wie etwa die 200-Tage-Linie, sind noch weit entfernt.
Die Aktie ist aktuell unter dem Branchendurchschnitt bewertet, was bei erfolgreicher Umsetzung der Diversifikationsstrategie weiteres Aufwärtspotenzial bieten könnte.
Anleger sollten nun besonders auf folgende Entwicklungen achten:
- Die Schadenssituation im weiteren Jahresverlauf und deren Einfluss auf die Ergebnislage
- Das für Dezember angekündigte Strategie-Update und die damit verbundenen Wachstumsimpulse
- Die Kursreaktion an der 10-Prozent-Korrekturmarke, die als technische Schwelle gilt
- Die langfristigen Auswirkungen der Übernahme von Next Insurance auf das internationale Geschäft und die Marktpräsenz
Rücksetzer könnten Chancen bieten. Münchener Rück ist ein DAX-Titel mit klarer Strategie und solider operativer Basis.
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