Gewinnsprung, Umbau, Erholung: Wohin steuert Continental?

Continental meldet sich zurück. Ein starker Jahresstart, ein aktiver Konzernumbau und eine Aktie, die sich kurzfristig im Eiltempo erholt hat. Doch wie nachhaltig ist diese Bewegung?

Wer den Blick etwas weiter fasst, erkennt schnell: Es gibt noch viel aufzuholen. Die Aktie notiert immer noch über 70 Prozent unter dem Rekordhoch, das im Jahr 2018 erreicht wurde.

Starker Gewinn zum Jahresauftakt

Continental hat im ersten Quartal einen Gewinn von 586 Millionen Euro erzielt, deutlich über den Erwartungen von 485 Millionen Euro und fast dreimal so viel wie im Vorjahr (201 Millionen Euro). Es ist das beste erste Quartal seit 2021.

Der Konzernumsatz lag bei 9,7 Milliarden Euro und damit leicht unter dem Vorjahreswert. Die höhere EBIT-Marge von 6,1 Prozent im Vergleich zu den erwarteten 5,1 Prozent deutet darauf hin, dass das Unternehmen kosteneffizienter gewirtschaftet hat.

Die Autozuliefersparte stabilisiert sich, getragen von Kostensenkungen, Personalabbau und Preiserhöhungen. Gleichzeitig treibt Continental den strategischen Umbau weiter voran. Die Abspaltung der Autozuliefersparte ist in Planung, ebenso der Verkauf der Industriesparte ContiTech. Ziel ist eine schlankere Konzernstruktur mit klarem Fokus auf das profitablere Reifengeschäft.

Zölle und geopolitische Handelsrisiken bleiben jedoch ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor. Etwa 50 Prozent der Produkte der Autozuliefer- und ContiTech-Sparten werden aus Mexiko in die USA importiert. Laut Unternehmensangaben erfüllen diese Lieferungen die Anforderungen des USMCA-Abkommens (NAFTA 2.0). Dennoch bleibt der zunehmende Protektionismus in den USA ein politisches Risiko, das schwer kalkulierbar ist.

Strategischer Umbauprozess

Autozulieferer wie Continental, Bosch oder Schaeffler stehen derzeit aus mehreren Gründen unter Druck. Vor allem aufgrund der Politik von Donald Trump. Insbesondere zwischen Mexiko und den USA sind grenzüberschreitende Produktionsstrukturen bei Zulieferern weit verbreitet. Trumps protektionistischer Kurs und potenzielle Zölle belasten diese Lieferketten.

Zudem sorgt die schwankende Nachfrage nach Elektroautos für Unsicherheit in der Planung. Automobilhersteller stornieren oder verschieben Aufträge, was sich direkt bei den Zulieferern bemerkbar macht. Gleichzeitig fordern die Hersteller Preisnachlässe, während die Zulieferer mit hohen Rohstoff- und Lohnkosten kämpfen. Das führt zu steigendem Margendruck.

In China, dem wichtigsten Wachstumsmarkt vieler Zulieferer, gehen Marktanteile an lokale Wettbewerber verloren. Der Wettbewerb verschärft sich spürbar.

Gleichzeitig gibt es auch Hoffnung. Erste Zeichen einer diplomatischen Entspannung zwischen den USA und China sind erkennbar. Trump hat zudem zuletzt Zollerleichterungen bei Autoimporten veranlasst.

Technologische Kompetenz bleibt ein zentraler Erfolgsfaktor. Fahrerassistenzsysteme, Softwarelösungen, Sensorik und E-Mobilität sichern langfristig die Relevanz der Branche – trotz kurzfristiger Herausforderungen.

Continental befindet sich in einem strategischen Umbauprozess. Der Fokus verlagert sich zunehmend auf das Reifengeschäft. In diesem Bereich konkurriert Continental mit den großen Playern Bridgestone aus Japan und Michelin aus Frankreich. Anleger sollten einen genaueren Blick auf diese führenden Anbieter werfen.

Continental schneidet gut ab

Ein Blick auf die Aktienperformance großer Automobilzulieferer verdeutlicht, welche Unternehmen derzeit vom Markt für ihre Strategie und Positionierung mit Vertrauen belohnt werden.

Continental liegt mit einem Kursplus von 9,2 Prozent seit Jahresbeginn im oberen Bereich der Branche. Das spiegelt das Vertrauen in die neue strategische Ausrichtung wider – mit Fokus auf das Reifengeschäft und konsequente Effizienzsteigerung.

Nur Bridgestone konnte mit einem Zuwachs von 12,4 Prozent eine noch stärkere Entwicklung vorweisen. Michelin kommt auf moderate 1,5 Prozent, während Aptiv mit -2,5 Prozent, Schaeffler mit -12,5 Prozent und Denso mit -13,3 Prozent deutlich schwächer abschneiden.

Robert Bosch und ZF Friedrichshafen zählen ebenfalls zu den wichtigsten Konkurrenten, sind jedoch nicht börsennotiert.

Erholung im Eiltempo

Die Continental-Aktie stieg am Dienstagmorgen bis auf 73,21 Euro, den höchsten Stand seit über einem Jahr. Der Ausbruch über das Hoch vom 17. März bei 72,85 Euro könnte sich jedoch als Fehlausbruch erweisen, falls der Widerstand nicht per Wochenschlusskurs überwunden wird.

In den vergangenen Wochen trieben Käufer den Kurs in rasantem Tempo nach oben, die Aktie ist seit dem Tief vom 7. März um rund 25 Prozent gestiegen. Ein zweiter Anlauf auf das Ausbruchsniveau ist möglich.

Im Zuge der Erholung wurde zudem die 50-Wochen-Linie zurückerobert, die derzeit bei 64,90 Euro verläuft und nun als technische Unterstützung dient.

Der wichtigere Widerstand liegt im Bereich zwischen 76 und 79 Euro. Seit 2022 ist die Aktie hier mehrfach gescheitert. Nur ein klarer Ausbruch über diese Zone würde den langfristigen Abwärtstrend beenden.

Durch die jüngste Umkehrbewegung haben sich die Chancen auf einen erneuten Test dieses Widerstandsbereichs erhöht. Die tiefer liegenden Hochs innerhalb der übergeordneten Abwärtsbewegung könnten als potenzielle Kursziele dienen: 93,19 Euro, 99,69 Euro und 111,84 Euro.

Continental-Aktie im Tageschart. Quelle: eToro

Darauf kommt es jetzt an

Continental-Anleger sollten in den kommenden Monaten eine Kombination aus strategischen, handelspolitischen und markttechnischen Faktoren im Blick behalten.

Entscheidend wird sein, wie konsequent die Neuausrichtung zum reinen Reifenhersteller umgesetzt wird – und inwieweit sich Continental im direkten Wettbewerb mit Branchengrößen wie Bridgestone und Michelin behaupten kann.

Das Unternehmen befindet sich mitten in einer umfassenden Umstrukturierung. Anleger sollten das geplante Spin-off der Autozuliefersparte sowie den angestrebten Verkauf der Industriesparte ContiTech aufmerksam verfolgen.

Auch die Entwicklung der US-Handelspolitik bleibt ein relevanter Faktor. Vor allem im Hinblick auf mögliche Sonderzölle, selbst wenn Continental betont, dass seine Lieferungen USMCA-konform seien.

Charttechnisch bleibt der Bereich zwischen 76 und 79 Euro ein langfristig entscheidender Widerstand. Ein nachhaltiger Ausbruch darüber könnte möglicherweise Anschlusskäufe auslösen und eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung einleiten.

 

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