Hapag-Lloyd: Umsatz steigt, Gewinn sinkt – worauf es jetzt ankommt

Die Aktie der Container-Reederei Hapag-Lloyd bewegt sich seit zwei Jahren in einer breiten Seitwärtsrange zwischen 102 Euro und 190 Euro. Trotz zweistelligem Umsatzwachstum im ersten Halbjahr belasteten sinkende Frachtraten, volatile Märkte und geopolitische Risiken das Ergebnis. Der Kurs liegt aktuell 74 Prozent unter dem Allzeithoch. Für neuen Auftrieb braucht es klare operative Fortschritte, bislang zeigen sich Analysten zurückhaltend.

Umsatzplus trotz Ergebnisrückgang

Hapag-Lloyd hat vergangene Woche seine Zahlen für das erste Halbjahr 2025 vorgelegt. Trotz eines deutlich gestiegenen Umsatzes musste der Logistikriese beim Ergebnis Rückgänge hinnehmen, belastet durch gestiegene Kosten, geopolitische Unsicherheiten und ein volatiles Marktumfeld.

Der Konzernumsatz kletterte um 10 Prozent auf 9,68 Milliarden Euro, getrieben durch ein deutliches Plus bei den Transportvolumina. Das operative Ergebnis (EBITDA) ging hingegen um 3,5 Prozent auf 1,76 Milliarden Euro zurück, das EBIT fiel um 23,9 Prozent auf 619 Millionen Euro. Auch das Konzernergebnis verringerte sich um 3,1 Prozent auf 709 Millionen Euro.

Der Ergebnisrückgang lässt sich auf mehrere belastende Faktoren zurückführen. Zum einen schlugen erhebliche Startkosten für das neue Gemini-Netzwerk zu Buche. Diese Investitionen gelten zwar als strategisch sinnvoll, da sie langfristig auf Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit abzielen, belasteten jedoch kurzfristig das operative Ergebnis.

Hinzu kamen inflationäre Effekte sowie Störungen in der globalen Logistik, insbesondere durch Hafenstaus, die zu höheren operativen Kosten führten.

Erschwerend kam außerdem die Volatilität der Frachtraten hinzu, die durch häufig wechselnde US-Handelspolitik sowie zunehmende geopolitische Spannungen im Roten Meer weiter verstärkt wurde. In diesem Zusammenhang warnte CEO Rolf Habben Jansen, dass die Sicherheitslage in der Region wohl auch bis ins Jahr 2026 ein Thema bleiben werde.

Sinkende Frachtraten drücken Margen

Der Drewry World Container Index ist in der letzten Woche um 3 Prozent gefallen und liegt nun bei 2.350 US-Dollar pro 40-Fuß-Container. Damit hält der Abwärtstrend weiter an (siehe Chart). Vor einem Jahr lag der Index noch bei 5.428 US-Dollar. Zwar gab es zwischenzeitlich immer wieder kleinere Preiserholungen, doch das übergeordnete Bild bleibt negativ.

Für Container-Reedereien wie Hapag-Lloyd oder Maersk bedeutet das, dass der Margendruck hoch bleibt. Denn sinkende Frachtraten belasten die Profitabilität, während gleichzeitig die Kosten, etwa durch geopolitische Unsicherheiten und Inflationsdruck, hoch bleiben. Die stark schwankenden Transportpreise verdeutlichen, wie fragil das Preisgefüge in der Containerschifffahrt derzeit ist. Anleger sollten sich auf anhaltende Volatilität einstellen, nicht nur bei den Raten, sondern auch bei den Aktienkursen in der Branche.

Außerdem gelten Container-Reedereien als stark konjunkturabhängig. Ein nachlassendes globales Handelsvolumen könnte sich unmittelbar negativ auf die Buchungslage auswirken. Der zunehmende Protektionismus, wie jüngst etwa durch neue US-Zölle, könnte hier ebenfalls belastend sein. Solche Maßnahmen verteuern Exporte, könnten die Transportnachfrage schwächen und zu einem Rückgang bei Containerbuchungen führen.

Auch logistisch entstehen neue Herausforderungen. Unternehmen verlagern ihre Routen, um zollbelastete Märkte zu umgehen. Das sorgt für Umstellungen in den Lieferketten, was wiederum Kosten und Unsicherheiten erhöht. Zusätzlich steigt die Zahl an Leerfahrten, wenn beispielsweise viele Exporte aus den USA keine entsprechende Rückladung finden.

Auf Kundenseite führt das zu geringerer Planungssicherheit. Langfristige Verträge könnte seltener abgeschlossen werden, was Reedereien weniger Kalkulationssicherheit gibt. All das könnte sich negativ auf Investitionen auswirken. Projekte wie der Ausbau der Flotten oder die Modernisierung von Häfen könnten aufgeschoben werden. Regionale Unterschiede verstärken das Bild. Je nach Handelsroute und Marktstellung dürften manche Reedereien mehr als andere profitieren.

World Container Index, 1-Jahresentwicklung. Quelle: Drewry 

Container-Reedereien im Vergleich

Während COSCO Shipping mit einem Kurszuwachs von +13,9 Prozent und Maersk mit +9,1 Prozent seit Jahresbeginn deutlich zulegen konnten, hat Hapag-Lloyd rund 26,4 Prozent an Wert verloren. Der starke Rückgang spiegelt das herausfordernde operative Umfeld sowie die insgesamt zurückhaltenden Markterwartungen gegenüber dem Unternehmen wider.

COSCO Shipping ist zudem das einzige der drei Vergleichsunternehmen mit einem positiven Forward-KGV (8,37). Für Maersk und Hapag-Lloyd rechnen Analysten hingegen mit einem Verlust in den kommenden zwölf Monaten, was sich in einem negativen Forward-KGV niederschlägt und ein Warnsignal für die kurzfristige Ertragslage ist.

Besonders deutlich zeigt sich der Unterschied auch in der Profitabilität der letzten 12 Monate. Mit einer EBIT-Marge von 26,5 Prozent sticht COSCO klar hervor und lässt Maersk (12,3 Prozent) sowie Hapag-Lloyd (11,5 Prozent) deutlich hinter sich. Diese überdurchschnittliche Marge spricht für ein effizientes Kostenmanagement und eine starke operative Steuerung.

Verkaufsdruck innerhalb der Seitwärtsrange

Die Aktie von Hapag-Lloyd liegt in dieser Woche rund 1,2 Prozent im Plus bei 120,90 Euro. In der vergangenen Woche war der Kurs auf den tiefsten Stand seit April gefallen. Seit dem Allzeithoch im Mai 2022 wurde der Kurs in mehreren Verkaufswellen stark abverkauft. Der zwischenzeitliche Verlust belief sich auf 78 Prozent, aktuell beträgt der Rückstand zum Rekordhoch noch etwa 74 Prozent.

Seit knapp zwei Jahren bewegt sich die Aktie in einer übergeordneten Seitwärtsrange. Die Untergrenze dieser Zone liegt zwischen 102 und 113 Euro, die Obergrenze zwischen 177 und 190 Euro. Zusätzlich hat sich innerhalb dieser Range ein Widerstand aufgebaut, da der Kurs bereits mehrfach tiefere Hochs im Bereich von rund 170 Euro ausgebildet hat.

Derzeit nähert sich der Kurs erneut der unteren Begrenzung dieser Konsolidierungszone. Ein Bruch nach unten könnte einen weiteren Abwärtsimpuls auslösen. Technisch ist daher Vorsicht geboten, solange kein nachhaltiger Ausbruch über die obere Begrenzung bei 190 Euro erfolgt. 

Ein erster positiver Schritt wäre ein Anstieg über das kurzfristige Zwischenhoch bei 135,50 Euro. Das würde ein erstes technisches Erholungssignal liefern. Idealerweise begleitet von positiven Fundamentaldaten oder einer Verbesserung der handelspolitischen Rahmenbedingungen.

Hapag-Lloyd im Wochenchart. Quelle: eToro

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Lage im Containermarkt bleibt angespannt

Wer in Reederei-Aktien investiert, sollte die Margenentwicklung, geopolitische Risiken und den Zustand der globalen Lieferketten weiterhin aufmerksam beobachten. Besonders bei Hapag-Lloyd kommt es jetzt darauf an, ob sich die fundamentale Lage verbessert. Denn nur dann könnten Analysten ihre Gewinnerwartungen nach oben korrigieren.

Solange sich hier keine klaren Fortschritte zeigen, dürfte die seit zwei Jahren andauernde Seitwärtsphase der Aktie anhalten. Zwar bleiben die langfristigen Chancen für das Unternehmen bestehen, insbesondere durch strategische Investitionen wie das Gemini-Netzwerk. Kurzfristig überwiegen jedoch die Herausforderungen. Schwankende Frachtraten, handelspolitische Unsicherheiten und steigende Kosten belasten zunächst das operative Geschäft.

 

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