„Made for Germany“: Ein Einstiegssignal für Mid- und Small-Caps?

Ein intensives Wettrennen um Investitionen und Standortattraktivität ist zwischen Ländern wie den USA, China und den EU-Mitgliedstaaten entbrannt. Die Gründung der Initiative „Made for Germany“ ist eine direkte Antwort darauf. Ziel ist es, Deutschland wieder attraktiver für Kapital, Industrie und Innovation zu machen.

Auch ausländische Investoren wie Nvidia, BlackRock und Blackstone engagieren sich. Das ist ein deutliches Vertrauenssignal. Der Standort Deutschland ist keineswegs abgeschrieben. Im Gegenteil, er wird aktiv verteidigt und strategisch neu positioniert.

Befreiungsschlag?

Die Initiative „Made for Germany“ wurde von 61 Unternehmen gegründet. Mit dem Ziel, Deutschland als Investitionsstandort nachhaltig zu stärken. Geplant sind Investitionen in Höhe von 631 Milliarden Euro bis 2028. Die beteiligten Unternehmen bekennen sich damit klar zum Standort Deutschland und senden ein starkes Signal. Sie glauben weiterhin an die wirtschaftliche Zukunft des Landes. Die Initiative will ein Ende der wirtschaftlichen Stagnation, die inzwischen drei Jahre andauert, einläuten. Sie wirkt wie eine Kampfansage an das derzeitige Bild von Wachstumsschwäche und Investitionszurückhaltung. Und zugleich als Antwort auf geopolitische und handelspolitische Unsicherheiten.

Ein kritischer Punkt bleibt. Die Investitionssumme ist eine Mischung aus bereits geplanten und neuen Kapitalzusagen. Der exakte Anteil zusätzlicher Investitionen ist bislang unklar. Allerdings ist von einem dreistelligen Milliardenbetrag an frischem Kapital die Rede. Zur Einordnung: 100 Milliarden Euro entsprechen rund 2,3 Prozent des deutschen BIP. Sollte dieses Kapital tatsächlich zusätzlich und effizient eingesetzt werden, wäre das ein wichtiger Schritt, dem weitere Maßnahmen folgen müssten.

Geld allein reicht nicht

Neben deutschen Konzernen wie BASF, SAP und Volkswagen beteiligen sich auch US-Giganten wie Nvidia, BlackRock und Blackstone an der Initiative. Dabei handelt es sich nicht um eine Wohltätigkeitsveranstaltung, sondern um strategische Investitionen. Etwa in Technologie, Infrastruktur, Produktion oder aufgrund der Standortnähe zu europäischen Märkten.

Das Engagement dieser „Big Player“ entfaltet jedoch eine psychologische Wirkung. Es stärkt das Vertrauen von Mittelständlern, Zulieferern und Investoren. Doch Investitionen allein reichen nicht aus. Es sind strukturelle Reformen erforderlich, insbesondere beim Abbau von Bürokratie, bei der Regulierung und in der Energieversorgung. Auch steuerliche Entlastungen könnten einen wichtigen Beitrag leisten.

Ohne verbesserte Rahmenbedingungen besteht die Gefahr, dass geplantes Kapital doch ins Ausland abwandert.Wenn Konzerne im Land bleiben, sichern sie Wertschöpfungsketten, von denen auch kleinere Unternehmen und Zulieferer profitieren. Daraus kann eine positive volkswirtschaftliche Rückkopplung entstehen, durch mehr Aufträge, Investitionen, Beschäftigung und Innovation. Die Kapitalbindung ist somit ein deutliches Vertrauenssignal in den Standort Deutschland, trotz aller aktuellen Herausforderungen.

MDAX als Stimmungsbarometer

Viele Unternehmen im MDAX und SDAX sind stark von der deutschen Binnenkonjunktur abhängig, vor allem aus den Bereichen Industrie, Maschinenbau, Bau und Konsum. Eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland könnte für diese Titel überproportionale Kurschancen eröffnen.

In den vergangenen drei Jahren verzeichnete der MDAX lediglich einen Anstieg von 16 Prozent. Auf Sicht von fünf Jahren liegt das Plus sogar nur bei 15 Prozent. Aktuell notiert der MDAX rund 14 Prozent unter seinem Allzeithoch. Wer nicht in den gesamten Index investiert, sollte bedenken, dass nicht jede Aktie gleichermaßen profitieren dürfte. Anleger sollten selektiv vorgehen und auf Qualitätstitel mit solider Bilanz, Innovationskraft und starker Marktstellung setzen. Noch ist unklar, welche Branchen, Regionen oder Projekte konkret von den „Made for Germany“-Investitionen profitieren werden. Es fehlt derzeit an Transparenz und Umsetzungsklarheit.


MDAX im Wochenchart. Quelle: eToro

Fazit

Die Initiative entfaltet Signalwirkung und kann als Teil einer strukturellen Trendwende verstanden werden. Sie steht für Vertrauen in die deutsche Wirtschaft und den Willen, der anhaltenden Stagnation aktiv entgegenzuwirken. Wenn Konzerne am Standort bleiben, profitieren auch mittelständische Unternehmen, Zulieferer und regionale Ökosysteme entlang der Wertschöpfungskette. Ohne tiefgreifende strukturpolitische Reformen besteht jedoch die Gefahr, dass das investierte Kapital nicht die gewünschte Wirkung entfaltet. Vor allem Aktien im MDAX und SDAX könnten überdurchschnittlich profitieren, sofern sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spürbar verbessern.

 

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