Die Aktie von MTU Aero Engines liegt 2025 im Plus, bleibt jedoch deutlich hinter dem DAX zurück. Während der Leitindex um 21,8 Prozent zulegte, kommt die MTU auf ein Kursplus von 12,6 Prozent. Trotz der jüngsten Rücksetzer ist der langfristige Aufwärtstrend weiterhin intakt.
Fundamental ist die MTU solide aufgestellt, die operative Marge liegt im Branchendurchschnitt. Auch im Bewertungsvergleich überzeugt die MTU. Das Forward-KGV liegt nur etwa halb so hoch wie bei Wettbewerbern wie GE Aerospace oder Rolls-Royce. Das verleiht der Aktie Value-Charakter. Gleichzeitig könnte das Verteidigungsgeschäft, das bislang nur einen kleinen Anteil am Gesamtumsatz ausmacht, mittelfristig zu einem bedeutenden Wachstumstreiber werden.
Gewinnsprung
Die MTU hat am 24. Juli die Ergebnisse für das zweite Quartal 2025 vorgelegt. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent auf 2,087 Milliarden Euro. Noch dynamischer entwickelte sich das operative Ergebnis. Der Gewinn kletterte um 41 Prozent auf 357 Millionen Euro und lag damit deutlich über der firmeneigenen Prognose von 300 Millionen Euro.
Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung war das starke Ersatzteil- und Wartungsgeschäft. Hinzu kam ein günstiger Umsatzmix, insbesondere durch einen hohen Anteil an Leasing- und Austauschtriebwerken. Ein zusätzlicher Rückenwind für das Geschäft kam durch die anhaltenden Lieferverzögerungen bei Airbus und Boeing. Da weniger neue Flugzeuge ausgeliefert werden, bleiben ältere Triebwerke länger in Betrieb. Das ist ein Vorteil für MTUs margenstarkes Geschäft mit Wartung, Reparatur und Überholung.
Zum Stichtag 30. Juni belief sich der Auftragsbestand auf 25 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 13 Prozent gegenüber Dezember 2024 entspricht. Wichtig zu beachten ist, dass in diesem Wert die rund 1,75 Milliarden US-Dollar an Aufträgen der diesjährigen Paris Air Show noch nicht enthalten sind.
Strategisch hat die MTU zudem einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunftstechnologien gemacht. Gemeinsam mit Safran Helicopter Engines und Avio Aero hat das Unternehmen eine langfristige Partnerschaftsvereinbarung unterzeichnet. Ziel ist die gemeinsame Entwicklung eines Triebwerks der nächsten Generation für europäische Militärhubschrauber, ein Projekt mit hoher industrie- und sicherheitspolitischer Relevanz.
Geschäftsmodell
Die MTU ist ein Triebwerkshersteller und zugleich ein bedeutender Dienstleister für die Wartung und Überholung von Triebwerken. Zu den großen Wettbewerbern im Triebwerksmarkt zählen GE Aerospace (ehemals GE Electric, heute ein eigenständiges börsennotiertes Unternehmen mit Fokus auf Luft- und Raumfahrttechnologie), Rolls-Royce, Pratt & Whitney (eine Tochtergesellschaft von Raytheon Technologies) sowie Safran. Diese Triebwerkshersteller liefern ihre Antriebe an die weltweit führenden Flugzeugbauer wie Boeing und Airbus. Letztere zählen für die MTU in erster Linie zu den Kunden, nicht zu den Konkurrenten.
Militärischer F&E-Bereich
Die MTU ist Teil der Initiative „Made for Germany“. 61 Unternehmen haben sich zusammengeschlossen, um gezielt in den Standort Deutschland zu investieren. Bis 2028 sollen insgesamt 631 Milliarden Euro mobilisiert werden. Die MTU positioniert sich dabei klar als strategischer Investor im Inland und steht für Forschung, Entwicklung sowie industrielle Wertschöpfung im Hightech-Bereich.
Im militärischen Geschäft erzielte die MTU im ersten Halbjahr einen Umsatz von 260 Millionen Euro. Der Bereich macht aktuell zwar noch einen kleinen Anteil am Gesamtumsatz aus, bietet jedoch Potenzial. Das Unternehmen rechnet mit einem Wachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich.
CEO Lars Wagner, der das Unternehmen im August verlässt, kommentierte: „Wir haben im ersten Halbjahr sowohl im zivilen als auch im militärischen F&E-Bereich die Weichen für die Zukunft gestellt. Beispielsweise treiben wir das Thema Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antriebe voran und kümmern uns gemeinsam mit Safran Helicopter Engines und nun auch Avio Aero um Antriebstechnologien für die nächste europäische Militärhubschrauber-Generation.“
MTU im Branchenvergleich
Die MTU weist mit einem Forward-KGV von 20,6 das niedrigste Bewertungsniveau innerhalb der Vergleichsgruppe auf. Zum Vergleich: GE Aerospace liegt bei 44,3, Rolls-Royce bei 39,9, Safran bei 32,2 und Raytheon Technologies bei 25,4. Trotz dieser niedrigeren Bewertung erzielt die MTU eine respektable operative Marge von 12,9 Prozent. Damit liegt das Unternehmen im Mittelfeld der Gruppe, etwa auf Augenhöhe mit Rolls-Royce (12,8 %), über Raytheon (11,6 %), aber unter GE Aerospace (22,0 %) und Safran (14,6 %). Das zeigt, dass die MTU effizient arbeitet und einen stabilen Anteil ihrer Umsätze in operativen Gewinn umwandelt.
Die Kombination aus niedrigem Forward-KGV und solider Marge könnte die MTU zu einem interessanten Value-Play im Sektor machen. Anleger zahlen hier vergleichsweise weniger für jeden Euro Gewinn. Zum Vergleich: Für die deutlich höhere Marge bei GE Aerospace zahlen Anleger einen erheblichen Bewertungsaufschlag. Rolls-Royce hingegen ist ähnlich profitabel wie die MTU, wird aber deutlich höher bewertet, was das Risiko für Anleger spürbar erhöht.
Intakter Aufwärtstrend
Die MTX-Aktie hat seit Wochenbeginn um 4,3 Prozent auf 372,74 Euro zugelegt. Käufer zeigen sich wieder optimistischer, nachdem in der Vorwoche eine wichtige Unterstützungszone erfolgreich verteidigt wurde. Darauf deutet auch der lange untere Schatten der Tageskerze vom Freitag hin. Die Fair Value Gap Zone zwischen 348,27 Euro und 354,46 Euro konnte einen stärkeren Ausverkauf abfedern. Der Verlust zum bisherigen Rekordhoch wurde auf nur noch 6 Prozent reduziert. Der langfristige Aufwärtstrend bleibt weiterhin intakt.
Sollte sich der Trend fortsetzen, könnte das nächste übergeordnete Kursziel bei 423 Euro liegen. Dieses Ziel ergibt sich aus dem 161,8 %-Fibonacci-Retracement der jüngsten Korrekturbewegung. Das entspricht einem Kurspotenzial von rund 14 Prozent. Im Falle eines erneuten Rücksetzers sollten Anleger insbesondere auf die Reaktion im Bereich der genannten Unterstützungszone achten. Sie bleibt ein technischer Schlüsselbereich.
MTU im Tageschart. Quelle: eToro
Strategie-Updates?
Anleger sollten die Entwicklung des Verteidigungsgeschäfts genau im Blick behalten. Insbesondere mit Blick darauf, ob es sich zu einem relevanten Umsatz- und Ergebnistreiber entwickeln kann. Auch strategische Zukunftsprojekte wie Wasserstoff-Antriebe und Antriebstechnologien für zukünftige europäische Militärhubschrauber bleiben im Fokus. Zudem wird entscheidend sein, ob die MTU seine Profitabilität weiter steigern kann. Aus technischer Sicht ist die Unterstützungszone zwischen 348 und 354 Euro besonders relevant, da sie im langfristigen Aufwärtstrend eine zentrale Rolle spielt.
Mit dem bevorstehenden Führungswechsel rückt auch das Management stärker in den Mittelpunkt. Johannes Bussmann, derzeit CEO von TÜV SÜD AG, wird die Leitung von der MTU übernehmen. Anleger sollten genau beobachten, welche strategischen Schwerpunkte er setzt, welche Veränderungen angestoßen werden und ob neue mittelfristige Ziele formuliert werden. In den ersten öffentlichen Auftritten und Strategie-Updates wird sich zeigen, ob Bussmann das Vertrauen der Anleger gewinnt und dadurch neue Kursimpulse auslöst.
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