Quartalszahlen am Dienstag: Wird SAP dem Vertrauensvorschuss gerecht?

Die SAP-Aktie hat mit dem Kursanstieg in der Vorwoche eine gute Vorlage geliefert, um in den kommenden Wochen ein neues Rekordhoch zu erreichen. Der Abstand beträgt 7 Prozent. Überraschend starke Quartalszahlen und ein positiver Ausblick könnten am Dienstag neuen Schwung bringen. Anleger sollten besonders auf die Wachstumstreiber Cloud und Künstliche Intelligenz achten. Sollte SAP jedoch enttäuschen, steigt das Risiko einer Gegenbewegung zurück in eine bereits bekannte Unterstützungszone.

Vielversprechende Prognosen

SAP überzeugt bereits seit Längerem mit operativer Stärke. Das könnte durch die Zahlen für das zweite Quartal nochmals untermauert werden. Die wichtigsten Wachstumstreiber sind Cloud und KI, beides Schlüsselbereiche für zukünftige Erträge. Prognostiziert wird ein Umsatzanstieg um 9 Prozent auf 9,05 Milliarden Euro, was die zunehmende Bedeutung des abonnementbasierten Geschäftsmodells unterstreichen würde.

Die strategische Fokussierung auf KI könnte zudem neue Potenziale bei Margen und Umsätzen erschließen, ein wichtiger Faktor für die langfristige Bewertung der Aktie. Erwartet wird ein operativer Gewinn von 2,43 Milliarden Euro (+25 %) bei einer operativen Marge von 26,8 Prozent. Damit wäre eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr erreicht. Zudem halten Analysten eine Anhebung der Gewinnprognose für möglich, was ein starkes Signal an den Markt wäre.

Interne Infrastruktur

Es steht viel auf dem Spiel. SAP ist das wertvollste Unternehmen in Europa. Um diese Spitzenposition nicht nur zu halten, sondern weiter auszubauen, müssen die Zahlen und der Ausblick überzeugen. In der weltweiten Rangliste liegt SAP derzeit auf Platz 25.

In Zeiten von Handelskonflikten hat SAP einen strukturellen Vorteil. Das Unternehmen vertreibt keine Hardware. Dennoch ist SAP indirekt betroffen, etwa durch die allgemeine Verunsicherung, die solche Konflikte mit sich bringen können. Gegenüber einer Verschlechterung der makroökonomischen Lage wäre SAP nicht immun. Das Wachstum von SAP könnte ausgebremst werden, wenn Unternehmen Kosten senken oder Investitionen aufschieben.

SAP liefert jedoch die interne Infrastruktur für viele Konzerne. Eine Grundlage, die im Zeitalter der Digitalisierung enorm an Bedeutung gewonnen hat. Rund 90 Prozent der Fortune-500-Unternehmen zählen zu den Kunden, darunter globale Marken wie Coca-Cola, Nestlé und Shell.

Das KI-Rennen

Immer wieder wird diskutiert, ob Europa im internationalen KI-Wettlauf hinter den USA zurückliegt. Zwei Zahlen verdeutlichen diesen Rückstand. Im Jahr 2024 erhielten US-amerikanische KI-Firmen siebenmal mehr Fördermittel als ihre europäischen Wettbewerber, und es wurden dreimal so viele KI-bezogene Patente in den USA angemeldet wie in Europa.

Amerikanische Unternehmen verfügen über mehr Kapital und können deutlich besser skalieren. Hört man den CEOs von europäischen Konzernen zu, wird schnell deutlich, dass die Probleme in Europa nicht bei der Rechenleistung oder der Hardware liegen, sondern in der Regulierung. Insbesondere in den strengen Datenschutz- und Datenzugangsregeln.

Die derzeitige Regulierung bremst Innovationen aus. Europäische KI- und Digitalunternehmen werden dadurch in ihrer Entwicklung gehemmt. Es geht dabei nicht um eine Abschaffung der Regeln, sondern um eine gezielte und praxisnahe Überarbeitung.

Technisches Sprungbrett?

Die SAP-Aktie hat die vergangene Woche mit einem Plus von 2 Prozent bei 263 Euro beendet. Seit der Kursstabilisierung in den letzten Wochen zeigte die Aktie innerhalb einer mittelfristigen Unterstützungszone wieder stärkere Nachfrage. Im Zuge der deutlichen Erholung seit dem April-Tief hat sich ein sogenanntes Fair Value Gap gebildet, eine Kurslücke zwischen 245 und 260 Euro. In genau diesen Bereich ist der Kurs zurückgefallen, wo der Ausverkauf zunächst gestoppt wurde.

Vor dem Erreichen des April-Tiefs hatte es eine klassische Korrekturbewegung in Form eines ABC-Musters gegeben. Der Abstand zum Rekordhoch von Februar beträgt aktuell rund 7 Prozent. Damit sich die Chancen auf einen Test des Allzeithochs verbessern, müssen die Käufer zunächst das Juni-Hoch bei 273 Euro überwinden.

SAP im Wochenchart. Quelle: eToro

Vertrauensvorschuss

Die weltweite Nachfrage nach Software, Cloud-Diensten und KI-Tools wird in den kommenden Jahren weiter steigen, und SAP ist dafür bestens aufgestellt. SAP hat das Potenzial von KI früh erkannt und sein Produktportfolio entsprechend angepasst. Das ist auch einer der Hauptgründe, warum Anleger auf SAP setzen. Der Bewertungsaufschlag gegenüber Wettbewerbern wie Microsoft, Oracle und Salesforce lässt sich dadurch erklären. Das Forward-KGV von 42 ist hoch und spiegelt den Vertrauensvorschuss des Marktes wider. Jetzt muss SAP liefern und die Anleger überzeugen.

 

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