Die BMW-Aktie hat sich seit dem April-Tief um rund 34 Prozent erholt und allein vergangene Woche um 9,8 Prozent zugelegt. Aktuell ist die Aktie in einer charttechnisch bedeutsamen Zone. Ohne neue Impulse dürfte ein weiterer Anstieg zunehmend schwerfallen. Für den nächsten Kursschub braucht es positive Nachrichten – etwa überraschend starke Q2-Zahlen oder eine Einigung im Zollkonflikt. Beides hätte das Potenzial, den Widerstand zu durchbrechen. Sind Anleger enttäuscht, droht ein Rückschlag.
Zölle legen Autos still
Aktuelle Zahlen des Hafens Antwerpen-Brügge für das erste Halbjahr 2025 weisen einen Rückgang von 15,9 Prozent beim Export von Pkw, Transportern, Lkw und Traktoren in die USA auf. Das ist eine direkte Folge der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. Autohersteller wollen die zusätzlichen Kosten um jeden Preis vermeiden und befinden sich in Wartehaltung. Tausende Fahrzeuge für den US-Export stehen im Hafen still. Auch BMW ist betroffen, jeder sechste BMW wurde 2024 in Nordamerika verkauft.
Die Einführung eines neuen US-Zolls in Höhe von 25 Prozent am 3. April bedeutete einen „sofortigen Schock“ für die Hersteller. Davor lag der Satz bei nur 2,5 Prozent. Am Wochenende drohte Trump sogar mit 30-Prozent-Zöllen auf Importe aus der EU und Mexiko, was den Ausblick für BMW zusätzlich erschwert und unsicherer machte.
Zoll-Deadline läuft bald aus
Derzeit verhandeln die USA und die EU über ein mögliches Handelsabkommen. Trump hatte die Zoll-Deadline auf den 1. August verschoben. Das nährt die Hoffnung auf eine Einigung, doch die Zeit wird knapp. Die Entwicklung bis zur Frist ist entscheidend. Nicht nur für BMW, sondern für die gesamte europäische Automobilindustrie. Ein Scheitern der Verhandlungen würde langfristige strategische Anpassungen erfordern.
Höhere Zölle über einen längeren Zeitraum würden erheblichen Druck auf die Preisgestaltung und die Margen ausüben. BMW stünde dann vor der Wahl, die Zölle selbst zu tragen – was die Gewinnmargen stark belasten würde – oder die Preise in den USA deutlich anzuheben, was sich negativ auf die Verkaufszahlen auswirken könnte. Eine mögliche Reaktion wäre der Ausbau der lokalen Produktion in den USA. Längerfristig erhöhte Zölle würden den Anreiz dafür deutlich steigern, um zukünftige Handelsbarrieren zu umgehen.
Zunächst dominieren negative Schlagzeilen rund um das Zollthema. Anleger sollten den Newsflow genau verfolgen. Das Zeitfenster für neue Zollankündigungen wird kleiner. Eine ausbleibende Einigung wäre eine herbe Enttäuschung, sowohl für die Autobranche als auch für den breiten Aktienmarkt.
Die neue Berichtssaison geht los
Trotz des dominierenden Zollthemas sollten Anleger nicht übersehen, dass die Unternehmenszahlen ebenfalls wichtige Hinweise liefern können. BMW veröffentlicht seine Ergebnisse erst am 31. Juli. Frühere Berichte anderer Autobauer liefern daher wichtige Einblicke in mögliche Belastungen oder strategische Anpassungen. Die Zahlen werden entscheidend sein, um die tatsächlichen Auswirkungen der Zölle und des steigenden Kostendrucks zu bewerten. Diese Effekte dürften sich insbesondere im dritten und vierten Quartal verstärken.
Hier ist eine Übersicht der großen westlichen Autohersteller, die vor BMW Zahlen veröffentlichen:
- General Motors (22. Juli)
- Tesla (23. Juli)
- Volkswagen (25. Juli)
- Mercedes-Benz, Porsche AG und Ford (30. Juli)
- BMW (31. Juli)
Niedrige Bewertung
Das Forward-KGV für BMW von 7,77 ist niedrig. Eine niedrige Bewertung kann Aufholpotenzial bieten, sollte jedoch mit Vorsicht betrachtet werden, da sie häufig mit Unsicherheiten verbunden ist. Wichtig für Anleger: Analysten reagieren oftmals verzögert auf neue Entwicklungen und passen ihre Gewinnprognosen erst nachträglich an. Zentrale Katalysatoren wie die bevorstehenden Quartalszahlen und die Zoll-Deadline am 1. August könnten das Bewertungsniveau maßgeblich beeinflussen. Die EBIT-Marge der letzten zwölf Monate lag bei 7,4 Prozent. Anleger sollten genau beobachten, ob sie angesichts steigender Zölle stabil bleibt oder unter Druck gerät.
Widerstand wird erneut getestet
Die BMW-Aktie hat zum Wochenbeginn um 0,6 Prozent nachgegeben, nachdem sie in der Vorwoche um 9,8 Prozent gestiegen war. Aktuell befindet sich der Kurs in einer Fair-Value-Gap-Zone, die vor einem Jahr entstanden ist (siehe rechter Kreis). Diese erstreckt sich von 81,32 Euro bis 85,63 Euro. Seitdem wurden die Käufer in diesem Bereich mehrfach ausgebremst. Ein nachhaltiger Ausbruch darüber, insbesondere auf Wochenschlusskursbasis, könnte als Befreiungsschlag gewertet werden.
Bereits im März und April scheiterten die Ausbruchsversuche, wie die langen oberen Schatten der Kerzen zeigen. Sollte der Durchbruch diesmal gelingen, könnte sich die Aktie in den kommenden Monaten dem Doppeltop vom April 2024 bei 113 Euro annähern. Die wichtigste Unterstützung bildet das Fair Value Gap von Ende 2020 (siehe linker Kreis). Diese Zone reicht von 64,71 bis 70,26 Euro. Seit über vier Jahren verhindert dieser Bereich einen stärkeren Ausverkauf.
BMW im Wochenchart. Quelle: eToro
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Dilemma
Entweder BMW akzeptiert starke Margenbelastungen oder riskiert deutliche Preiserhöhungen, die zu einem Einbruch der Verkaufszahlen führen könnten. Das Zeitfenster bis zur Zoll-Deadline am 1. August ist dabei entscheidend. Eine ausbleibende Einigung wäre eine herbe Enttäuschung für Autohersteller.
Gleichzeitig startet die Berichtssaison, die wichtige Einblicke in die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen gegenüber externen Schocks liefern dürfte. Für die BMW-Aktie fällt dies in eine kritische Phase. Der Kurs testet derzeit den Widerstand bei 86 Euro. Ein Ausbruch nach oben wäre nur durch überzeugende Quartalszahlen, eine Zoll-Einigung – oder idealerweise beides – zu rechtfertigen. Ein Scheitern an diesem Niveau könnte hingegen einen Rücksetzer in Richtung 70 Euro auslösen.
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