Es gibt wohl kaum jemanden, der sich nicht eine Jahresendrally wünschen würde, außer vielleicht Michael Burry. Der Starinvestor warnte kürzlich vor übermäßiger Markteuphorie und setzt mit Short-Positionen auf Nvidia und Palantir klar auf Gegenwind für den KI-Hype.
Solche Geschichten befeuern die Debatte an den Märkten, die derzeit zwischen Hoffnung auf eine Rally und Sorge vor Überhitzung schwanken. Burrys Wetten sind kein sicheres Crash-Signal, aber ein Weckruf zur Risikodisziplin. Worauf kommt es in den nächsten Wochen wirklich an? Hier ist eine Anleitung.
Anlegerpsychologie
Die Indizes haben in diesem Jahr eine starke Performance hingelegt. Dabei schlägt der DAX sogar die Wall Street. Während der S&P 500 rund 14 Prozent im Plus liegt, kletterte der DAX um 18 Prozent. Beide Renditen liegen deutlich über dem historischen Durchschnitt. Zum Jahresende rückt nun die Anlegerpsychologie in den Vordergrund. Kaum jemand möchte verkaufen und am Ende die Rally verpassen. Das könnte den Markt emotionaler und weniger rational machen. Eine Buy-the-Dip-Mentalität dürfte sich durchsetzen. Rücksetzer werden wohl weiter zum Nachkaufen genutzt.
Gründe für Optimismus
Fundamentaldaten, Saisonalität und Makroklima sprechen derzeit für eine Fortsetzung der Rally oder zumindest für stabile Kurse bis zum Jahresende. Die Inflation ist unter Kontrolle, und die US-Zollpolitik hat keinen neuen Inflationsschub ausgelöst. Das bedeutet, dass die Zinsen weiter gesenkt werden können.
Die Q3-Berichtssaison verlief bisher solide, insbesondere in den USA. Bei den Gewinnerwartungen für 2026 liegen die Vereinigten Staaten vorn. Ein Plus von 13 Prozent für die Unternehmen im S&P 500 und 9 Prozent für jene im Euro Stoxx 50. Doch 2027 dürfte Europa die Lücke zu den USA etwas verringern: 10,8 Prozent gegenüber 11,7 Prozent. Der europäische Aktienmarkt ist also keineswegs zu unterschätzen. Gleichzeitig ist das vierte Quartal traditionell stark und die geopolitische Entspannung könnte zusätzlich für mehr Risikobereitschaft bei Anlegern sorgen.
Gründe für Vorsicht
Es wäre vermessen, die hohen Bewertungen einfach zu ignorieren. Der S&P 500 notiert derzeit auf dem höchsten Forward-KGV seit über fünf Jahren. Bei rund 23 und damit deutlich über dem 10-Jahresdurchschnitt von 18,6. Der KI-Hype bleibt stark, doch in den Kursen steckt bereits viel Hoffnung. Jetzt gilt es abzuwarten, ob sich die enormen Investitionen tatsächlich langfristig monetarisieren lassen.
Hinzu kommen Unsicherheiten aus der Politik. Der US-Government-Shutdown ist der längste in der Geschichte und könnte das Vertrauen der Märkte belasten. Auch die Zinssenkung im Dezember ist noch nicht sicher, die Wahrscheinlichkeit liegt nur noch bei rund 70 Prozent. Der Markt läuft damit auf einem schmalen Grat zwischen Euphorie und Überbewertung. Je höher die Bewertung, desto empfindlicher könnten Anleger auf negative Überraschungen reagieren. Kleinere Rücksetzer wären gesund, größere Korrekturen bräuchten aber einen klaren Auslöser.
Umgang mit Risiken
Unsicherheit bleibt der Dauerzustand an den Märkten. Anleger sollten das akzeptieren und lernen, damit umzugehen. Stärkere Schwankungen entstehen jedoch nicht ohne Grund, sondern durch Überraschungen. Meist als Ergebnis einer Kombination verschiedener Faktoren – etwa Hinweisen auf Änderungen im Makrotrend oder geopolitischen Schocks.
Themen wie Hedging und Portfolioanpassung gewinnen in dieser Marktphase an Bedeutung. Vor allem für aktive und kurzfristig orientierte Investoren, die flexibel auf neue Marktentwicklungen reagieren wollen. Das heißt jedoch nicht, dass Anleger langfristig nicht weiter optimistisch sein sollten.
Deutung für Anleger
Hohe Bewertungen sind kein Grund zur Panik. Sie machen die Märkte jedoch anfälliger für Enttäuschungen. Die Devise lautet daher: vorsichtig optimistisch bleiben. Gewinne laufen lassen, aber das eigene Portfolio sollte jetzt kritisch geprüft werden. Im Fokus stehen Qualitätsaktien und Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen, die nachweislich Gewinne aus Innovation erzielen.
Ob eine Jahresendrally tatsächlich kommt oder nicht, spielt für langfristig orientierte Anleger kaum eine Rolle – sie nutzen die Zeit, um sich strategisch für 2026 zu positionieren.
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