Die BYD-Aktie stand in den vergangenen drei Monaten deutlich unter Druck. Insgesamt ging es um rund 15,7 Prozent nach unten, allein in dieser Woche mehr als 5 Prozent. Für zusätzlichen Wirbel sorgt die Nachricht, dass Berkshire Hathaway seine komplette Beteiligung verkauft hat, ein Schritt mit hohem Symbolcharakter.
Trotzdem sollten Anleger BYD nicht vorschnell abschreiben. Im zweiten Quartal legte der Umsatz zweistellig zu, was auf eine anhaltend hohe Nachfrage hinweist. Der chinesische Autobauer könnte damit ein wichtiger struktureller Player in der globalen E-Mobility-Story bleiben, auch wenn kurzfristige Rückschläge das Bild trüben.
Warren Buffett steigt komplett aus
Berkshire Hathaway hat laut Medienberichten seine Beteiligung an BYD vollständig abgebaut und damit eines der spektakulärsten Investments seiner Geschichte beendet. Der Einstieg erfolgte 2008. Damals kaufte Berkshire 225 Millionen Aktien für rund 230 Millionen US-Dollar. Was zunächst wie ein mutiger Schritt aussah, entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte. Das Investment wuchs zwischenzeitlich auf bis zu 9 Milliarden US-Dollar an und erreichte sein Hoch im zweiten Quartal 2022.
Ab Mitte 2022 begann Berkshire, Positionen zu reduzieren. Im Sommer 2023 rutschte die Beteiligung unter die 5%-Schwelle. Über die Haltedauer stieg die Aktie um fast 3.900 Prozent, eine der erfolgreichsten Wetten in Buffetts Portfolio. Der Einstieg ging maßgeblich auf Charlie Munger zurück, der BYD und CEO Wang Chuanfu einmal als ein „Wunder“ bezeichnete. Der Ausstieg hat hohen symbolischen Wert. Ein prominentes Vertrauensvotum geht verloren. Buffett selbst nannte BYD zwar ein „extraordinary” Unternehmen, deutete jedoch an, dass er Kapital zukünftig lieber anderweitig einsetzen möchte. Parallel trennte sich Berkshire auch vollständig von TSMC, offiziell wegen der geopolitischen Risiken rund um Taiwan.
Zweistelliges Umsatzwachstum
Während der durchschnittliche Umsatz der ausgewählten Autohersteller im zweiten Quartal im Jahresvergleich mit 2,2 Prozent im Minus liegt, sticht BYD mit einem kräftigen Plus von 14 Prozent hervor. Damit unterstreicht der chinesische Konzern seine starke Position im E-Mobility-Markt. Die meisten etablierten Autobauer mussten dagegen Rückgänge hinnehmen. Tesla (-11,8 %), Mercedes-Benz (-9,8 %), BMW (-8,2 %) sowie Volkswagen (-3,0 %) und General Motors (-1,8 %) verzeichneten schwächere Umsätze. Lediglich Ford konnte neben BYD mit einem Plus von 5 Prozent ein positives Ergebnis vorweisen.
Umsatzentwicklung ausgewählter Autobauer. Quelle: TICKR
Nur durchschnittliche Marge
BYD kann bei der Marge (LTM EBIT Margin) zwar nicht ganz mit den Spitzenwerten von BMW oder Volkswagen mithalten, zeigt aber eine robuste Profitabilität im Branchendurchschnitt. Da der Durchschnitt der ausgewählten Hersteller im zweiten Quartal bei 5,9 Prozent liegt, bewegt sich BYD mit 5,0 Prozent nur leicht darunter. Die meisten etablierten Hersteller rangieren in einem ähnlichen Bereich: Tesla (6,2 %), BMW (6,7 %), Mercedes-Benz (6,1 %), Volkswagen (6,3 %) und General Motors (5,5 %). Ford fällt hingegen mit lediglich 1,6 Prozent deutlich ab und bleibt damit im Branchenvergleich klar zurück.
Anleger zahlen Bewertungsprämie
BYD wird aktuell mit einem Forward-KGV von 19,4 bewertet. Der Durchschnitt der ausgewählten Hersteller beträgt 39,5, was vor allem durch Teslas extrem hohe Bewertung von 221,6 nach oben verzerrt wird. Im Vergleich dazu wirken die traditionellen Autobauer niedrig bewertet: BMW (7,3), Mercedes-Benz (8,0), Volkswagen (4,5), General Motors (6,4) und Ford (9,4). Damit signalisiert der Markt eine Bewertungsprämie, die BYD über die etablierten Hersteller hinaushebt, ohne jedoch die extremen Bewertungsniveaus von Tesla zu erreichen.
Starke Unterstützung
Die BYD-Aktie hat seit Wochenbeginn rund 5,6 Prozent nachgegeben und notiert aktuell bei 106,04 HKD. Damit ist sie in eine wichtige Unterstützungszone in Form eines Fair Value Gaps eingetaucht, das sich von 91,99 HKD bis 108,17 HKD erstreckt. Seit dem Rekordhoch im Mai bei 158,6 HKD hat der Kurs bereits etwa ein Drittel an Wert verloren. In der vergangenen Woche konnte das April-Tief bei 103,11 HKD zwar eine weitere Verkaufswelle verhindern, doch ein erneuter Test dieser Marke rückt näher, sollte die Abwärtsbewegung nicht gestoppt werden. In diesem Fall wäre auch ein tieferes Abrutschen in die Support-Zone möglich. Um das Chartbild aufzuhellen, müsste die Aktie vor allem das Zwischenhoch bei 120,51 HKD überwinden. Ein Bruch dieses Widerstands könnte auf einen mittelfristigen Trendwechsel hindeuten.
BYD-Aktie im Wochenchart. Quelle: eToro
Aussichten
Buffetts Ausstieg dürfte kurzfristig das Sentiment belasten und könnte zu weiterer Volatilität führen. Anleger sollten daher vorsichtig bleiben und die Entwicklung im chinesischen Preiskampf genau beobachten. Langfristig hängt BYDs Attraktivität davon ab, ob es gelingt, die Profitabilität trotz Preisdruck zu sichern und zugleich international zu expandieren.
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