Dollar-Schwäche als Chance: Was Anleger jetzt über den US-Markt wissen sollten

Für deutsche Anleger kann eine schwächere Dollar-Phase kurzfristig die Rendite belasten. Doch langfristig überzeugt die US-Wirtschaft mit struktureller Stärke, Innovationskraft und wachstumsstarken Unternehmen. Temporäre Währungseffekte sind da oft nur Nebengeräusche. Wer das große Ganze im Blick behält, erkennt: Der Preis für überdurchschnittliche Renditechancen ist gelegentlich eine schwächere Währung. Doch genau dieser Preis hat sich für langfristig denkende Anleger immer wieder mehr als bezahlt gemacht.

US-Aktienmarkt weiterhin attraktiv

Viele deutsche Anleger setzen auf den US-Aktienmarkt. Laut dem Retail Investor Beat investierten im zweiten Quartal 47 Prozent in US-Aktien, ein Anstieg um 2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorquartal. Und das hat gute Gründe: Die USA stehen für Dynamik, Skalierbarkeit und Zukunftsfantasie, besonders bei technologischen Trends wie KI, Robotik oder Cloud-Computing. Hinzu kommen höhere Margen, bessere Wachstumsperspektiven und ein innovationsfreundliches Umfeld. Die Kapitalmarktkultur in den USA ist zudem deutlich ausgeprägter als in Europa, was Investitionen für viele attraktiver macht.

Währungsrisiko im größeren Kontext

Wechselkurse sind volatil und beeinflussen die tatsächliche Rendite unmittelbar. Währungen unterliegen zwar kurz- bis mittelfristig oft Schwankungen, entwickeln sich über längere Zeiträume jedoch selten konstant in eine Richtung, anders als viele breite Aktienmärkte. Doch auch diese sind nicht frei von zwischenzeitlichen Rücksetzern. In der ersten Jahreshälfte etwa kam es zu deutlichen Korrekturen. Der S&P 500 verlor vom Rekordhoch bis zum Tief im April zeitweise rund 22 Prozent, der Stoxx Europe 600 büßte fast 18 Prozent ein. Solche Bewegungen sind Teil eines gesunden Marktverlaufs. 

Langfristig jedoch zeigen sich deutliche Unterschiede. In den vergangenen fünf Jahren hat der S&P 500 etwa 90 Prozent an Wert gewonnen, während der Stoxx Europe 600 nur rund 50 Prozent zulegen konnte. Der US-Markt hat damit nahezu doppelt so stark performt, ein Ergebnis struktureller Unterschiede. Währungsrisiken in Kauf zu nehmen, kann sich also durchaus lohnen.

Währungsrisiko für Unternehmen

Europäische Unternehmen zeigen sich derzeit so besorgt über Wechselkursrisiken wie zuletzt im Jahr 2021. Die Unternehmensergebnisse leiden zunehmend unter den Währungseffekten. Die Aussagen stammen aus Unternehmensberichten, Präsentationen und Earnings Calls, und unterstreichen die breite Relevanz des Themas für europäische Firmen. Ein Beispiel ist SAP, das wertvollste Unternehmen Europas, das einen Wachstumsdämpfer von 3,5 Prozentpunkten im Cloud-Geschäft meldet – verursacht allein durch die Dollar-Schwäche.

Währungsrisiko in Europa. Quelle: Bloomberg

Starker Euro belastet Exporteure

Ein starker Euro verteuert europäische Waren für US-Kunden. Die Wettbewerbsfähigkeit leidet, obwohl sich am Produkt oder Geschäftsmodell nichts geändert hat. Das wirkt sich negativ auf Gewinnprognosen, Margen und Bewertungen aus. Eine strategische Reaktion ist notwendig. Unternehmen könnten mit Preisanpassungen, Kostensenkungen oder der Anpassung von Lieferketten gegensteuern. Auch Anleger sollten wachsam sein, insbesondere bei Unternehmen mit hohem US-Anteil. Es lohnt sich zu prüfen, wie gezielt Fremdwährungsrisiken gemanagt oder abgesichert werden.

Hedging gehört zum Tagesgeschäft

Globale Unternehmen sichern Währungsrisiken in der Regel professionell ab, häufig über Finanzinstrumente wie Forwards, Swaps oder Optionen. Allerdings ist Hedging mit Kosten verbunden. Timing-Fragen und Wechselwirkungen, etwa mit Zinsentwicklungen, stellen zusätzliche Risiken dar. Besonders betroffen sind Industrieunternehmen mit globalen Lieferketten und internationalen Fertigungsstandorten. Gerade DAX-Konzerne sind hier exponiert. Besser geschützt sind dagegen binnenorientierte Unternehmen, wie Banken und Versorger, die nur in begrenztem Umfang vom internationalen Handel abhängig sind. Viele Unternehmen waren im Jahr 2025 nicht ausreichend gegen Wechselkursrisiken abgesichert, was sich nun deutlich in den Zahlen bemerkbar macht.

Fragen für Anleger

Diversifikation über verschiedene Regionen bleibt essenziell, doch Währungsrisiken gehören nun einmal zum Investieren dazu. Die strukturellen Stärken des US-Marktes können vorübergehende Dollar-Schwächen oft mehr als ausgleichen. Entscheidend ist der Perspektivwechsel. Weg vom kurzfristigen Wechselkurs, hin zum langfristigen Unternehmenswachstum. Gleichzeitig kann eine schwache Währung, wie aktuell der US-Dollar, auch Chancen eröffnen. Denn eine Abwertung wirkt für ausländische Anleger wie ein Rabatt.

 

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