In den letzten Tagen kam wohl niemand an ihr vorbei – der massiven Werbung für den bevorstehenden Black Friday. Doch dieser Tag ist weit mehr als ein reines Shopping-Event. Er gilt als wirtschaftlicher Stimmungstest und für Anleger als wichtiger Indikator für Konsumtrends, Inflationseffekte und Kaufkraft.
Hohe Erwartungen
Im Jahr 2024 sorgte der Black Friday weltweit für Rekordumsätze. Insgesamt wurden 74,4 Milliarden US-Dollar ausgegeben – 5 Prozent mehr als im Vorjahr und mehr als doppelt so viel wie 2017. Das entspricht dem Elffachen der Marktkapitalisierung von Zalando und zeigt, welche enorme wirtschaftliche Kraft hinter diesem Tag steckt.
Allein in den USA erreichten die Online-Umsätze 10,8 Milliarden US-Dollar, ein Zuwachs von 10,2 Prozent. Zwischen 10 und 14 Uhr gaben US-Konsumenten im Schnitt 11,3 Millionen Dollar pro Minute aus. Spannend ist auch der Boom bei „Buy Now, Pay Later“. Die Zahlungen stiegen um 8,8 Prozent auf 686 Millionen US-Dollar. Das zeigt, dass flexiblere Zahlungsmodelle immer beliebter werden. Viele Verbraucher wollen oder können ihre Ausgaben nicht mehr sofort begleichen.

Quelle: Black Friday Statistics
Regionale Unterschiede
Der Black Friday bleibt ein globales Phänomen, doch die Kaufbereitschaft unterscheidet sich regional deutlich. In den USA könnten die Verbraucher in Shopping-Laune sein. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze liegt seit Jahresbeginn konstant auf einem hohen Niveau, im August sogar 5 Prozent über dem Vorjahr.
Ganz anders zeigt sich das Bild in Europa und China. Beide Regionen stecken in einer Konsumflaute, die Zuwächse im Einzelhandel werden von Monat zu Monat kleiner. In der Eurozone legten die Umsätze zuletzt im September nur um 1,0 Prozent, in China immerhin um 2,9 Prozent zu. Das Weihnachtsgeschäft wird damit zum wichtigen Stimmungstest. Es dürfte allerdings eine echte Überraschung brauchen, um in Europa eine Trendwende beim Konsum auszulösen, der Effekt könnte begrenzt bleiben.
Nicht nur Amazon
Der Black Friday spielt sich längst überwiegend online ab. Davon profitieren vor allem Unternehmen mit starker Plattform- oder Infrastrukturposition. Die großen Player heißen Amazon, Alibaba, Shopify, eBay und Etsy. Klassische Händler nutzen den Aktionstag, um Lager zu räumen und Marktanteile zu sichern. Besonders aktiv sind hier Walmart, Target, Best Buy, Home Depot, Lowe’s und Zalando.
Die stillen Gewinner stehen im Hintergrund, Logistik- und Zahlungsdienstleister. Mehr Bestellungen bedeuten mehr Versand, Transport und Transaktionen. UPS, Deutsche Post, PayPal, Visa und Mastercard gehören deshalb auf jede Watchlist. Gleichzeitig erhöhen Händler im November ihre Marketingausgaben deutlich, um Reichweite und Sichtbarkeit zu maximieren. Davon können Plattformunternehmen wie Meta, Alphabet, Snap oder Pinterest profitieren.
Auch im Luxus- und Modesegment ist der Black Friday längst angekommen. Nike, Adidas, H&M und Inditex setzen auf gezielte Rabattaktionen, während einige Marken im Luxussegment bewusst darauf verzichten könnten, um ihre Exklusivität zu wahren. Für viele Marken ist der Tag zudem eine gute Gelegenheit, ältere Kollektionen abzubauen und Platz für Neues zu schaffen.
Wertvolle Einblicke
Wichtiger als die Umsätze eines einzelnen Tages ist jedoch, ob das Konsumklima auch in den Folgemonaten stabil bleibt. Anleger sollten die Daten daher im größeren Kontext betrachten und ihr Portfolio nicht an kurzfristigen Hypes, sondern an strukturellen Trends ausrichten. Etwa in den Bereichen Digitalisierung, Payment und E-Commerce.
Da die Börse sechs bis neun Monate vorausblickt, positioniert sich, wer Ende 2025 investiert, im Prinzip bereits für die Mitte des Jahres 2026. Ein robuster Black Friday würde das Vertrauen in Konsum-, Tech- und Payment-Aktien stärken. Schwächere Zahlen dagegen wären ein Signal, das Portfolio defensiver auszurichten, hin zu Qualitätswerten mit stabilen Cashflows.
Diese Mitteilung dient ausschließlich zu Informations- und Bildungszwecken und darf nicht als Anlageberatung, persönliche Empfehlung oder als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten verstanden werden. Dieses Material wurde ohne Berücksichtigung der spezifischen Anlageziele oder der finanziellen Situation eines bestimmten Empfängers erstellt. Es entspricht nicht den gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen zur Förderung unabhängiger Analysen. Jegliche Hinweise auf die vergangene oder zukünftige Performance eines Finanzinstruments, Index oder eines Anlageprodukts sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse und dürfen daher nicht als solche betrachtet werden. eToro übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit des Inhalts dieser Veröffentlichung und schließt jegliche Haftung dafür aus.


