Deutschland könnte dieses Jahr eher auf Sparflamme in die Festtage gehen – ein breiter Kaufrausch ist jedenfalls nicht in Sicht. Die aktuelle Verbraucherlage zeigt deutlich, dass der Konsum weiterhin ein Belastungsfaktor für die deutsche Wirtschaft bleibt. Ganz anders sieht es in den USA aus. Dort sind die Verbraucher deutlich besser gelaunt und konsumfreudiger.
Einzelhandelsumsätze im Vergleich
Die Einzelhandelsumsätze in Deutschland sind im Oktober nur um 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Im Monatsvergleich gab es sogar einen Rückgang von 0,3 Prozent. Kein besonders kraftvoller Start ins Weihnachtsquartal. Der Konsum bleibt verhalten, die Kauflaune gedämpft. Ganz anders sieht das Bild in den USA aus. Dort legten die Umsätze im September um 4,3 Prozent zu, fast fünfmal so stark wie in Deutschland. Das deutet auf ein deutlich umsatzstärkeres US-Weihnachtsgeschäft hin als in Europa. Die USA bleiben damit der globale Konsumtreiber, trotz höherer Zinsen. Für Deutschland bleibt die Hoffnung, dass viele Haushalte ihre Ausgaben bewusst zurückgehalten haben und jetzt kurz vor Weihnachten doch noch kräftig zugreifen.
Weihnachtsgeschäft in Deutschland
Das Weihnachtsgeschäft bleibt für den Einzelhandel extrem wichtig. Rund 15 Prozent des Jahresumsatzes werden im November und Dezember erzielt. Zwar wird ein nominales Umsatzplus von 1,5 Prozent auf 126,2 Milliarden Euro erwartet, real bedeutet das jedoch keine echte Erholung. Gewinner bleibt eindeutig der Online-Handel, der weiter vom Trend zur Digitalisierung profitiert. Für viele stationäre Händler dagegen steigt der Druck. Ein starker Kaufrausch ist nicht in Sicht.
Die Verbraucher bleiben vorsichtig. 54 Prozent planen ähnlich hohe Ausgaben wie im Vorjahr. Zudem kaufen viele früher ein. Rund ein Drittel erledigt den Großteil der Weihnachtseinkäufe bereits im November. Black Friday und Cyber Week gewinnen damit weiter an Bedeutung. Insgesamt zeigt sich ein Mix aus Konsumzurückhaltung und strategischem Frühshoppen. Und auch beim Geschenketrend ist Vorsicht spürbar. Gutscheine bleiben die Nummer eins. 29 Prozent wollen sie verschenken. Ein klares Signal für Unsicherheit und den Wunsch nach mehr Flexibilität.
Hohe Sparquote
Die Deutschen sparen viel, was ein deutliches Zeichen für Belastung und Zukunftssorgen ist. Die Sparquote (Bruttomarge 2024) privater Haushalte liegt mit 20,0 Prozent außergewöhnlich hoch. Im internationalen Vergleich fällt das besonders auf. In den USA sparen die Menschen mit 10,8 Prozent nur etwa halb so viel. Auch der EU-Durchschnitt von 14,6 Prozent liegt deutlich darunter. Deutsche Haushalte zeigen sich also besonders vorsichtig.
Diese Zurückhaltung kommt nicht von ungefähr. Die andauernden Unsicherheiten – vom Ukraine-Krieg über die US-Zollpolitik bis hin zur schleppenden wirtschaftlichen Erholung – drücken auf das Vertrauen. Viele Menschen halten ihr Geld lieber zusammen, statt es auszugeben. Die Folge: Eine anhaltende Konsumflaute, die zur echten Bremse für die Konjunktur wird.
Deutsche Konsumaktien leiden
Der Konsumsektor zählt derzeit zu den schwächsten Bereichen im deutschen Aktienmarkt. Besonders deutlich zeigt sich das an den Kursabständen zu den Rekordhochs. Puma und Zalando liegen rund 80 Prozent im Minus, Hugo Boss hat über zwei Drittel seines Wertes verloren, bei Adidas hat sich die Bewertung halbiert. Selbst die defensiveren Titel wie Henkel und Beiersdorf stehen noch rund 40 Prozent unter ihren Allzeithochs.

Quelle: TIKR
Turnaround-Kanditaten?
Für den Gesamtmarkt hat das jedoch nur begrenzte Auswirkungen. Konsumaktien spielen im DAX eine vergleichsweise kleine Rolle. Zalando, Adidas, Henkel und Beiersdorf bringen gemeinsam nur 4,2 Prozent Gewicht auf die Waage – etwa ein Drittel der Gewichtung von SAP. Eine anhaltende Talfahrt würde den DAX höchstens leicht ausbremsen, eine Erholung könnte dagegen nur für einen kleinen positiven Schub sorgen. Ein Gamechanger ist der Sektor nicht.
Viele deutsche Konsumaktien sind, wenn überhaupt, Turnaround-Kandidaten. Einige Titel zeigen kurzfristig wieder Stärke, allen voran Puma. Die Aktie konnte in der Vorwoche um 27 Prozent zulegen. Das deutet darauf hin, dass Anleger bei den tief gefallenen Kursen wieder zugreifen. Vorerst handelt es sich jedoch eher um eine technische Gegenbewegung als um eine nachhaltige Trendwende.
Diese Mitteilung dient ausschließlich zu Informations- und Bildungszwecken und darf nicht als Anlageberatung, persönliche Empfehlung oder als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten verstanden werden. Dieses Material wurde ohne Berücksichtigung der spezifischen Anlageziele oder der finanziellen Situation eines bestimmten Empfängers erstellt. Es entspricht nicht den gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen zur Förderung unabhängiger Analysen. Jegliche Hinweise auf die vergangene oder zukünftige Performance eines Finanzinstruments, Index oder eines Anlageprodukts sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse und dürfen daher nicht als solche betrachtet werden. eToro übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit des Inhalts dieser Veröffentlichung und schließt jegliche Haftung dafür aus.


