Siemens Energy hebt Ziele an und kehrt zur Dividende zurück

Siemens Energy ist auf dem richtigen Weg – operative Stabilität, Kostendisziplin und Nachfrage nach Energielösungen treiben die Rally. Das belegen die jüngsten Quartalszahlen. Der Konzern profitiert von der Energiewende, muss aber weiter an Margen und Effizienz arbeiten. Rohstoffabhängigkeit und hohe Bewertung bleiben kritische Faktoren.

Mittelfristige Ziele angehoben

Im 4. Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 hat der Energietechnikkonzern deutlich zugelegt. Der Umsatz stieg um 9,7 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro, der Nettogewinn lag bei 236 Millionen Euro – nach einem Verlust von 254 Millionen im Vorjahr. Damals hatte vor allem die Tochter Siemens Gamesa mit Qualitätsproblemen im Windkraftgeschäft zu kämpfen. Doch die Wende scheint gelungen.

Auch der Blick nach vorn macht Mut. Für 2026 erwartet das Unternehmen ein Umsatzwachstum von 11 bis 13 Prozent, eine Ergebnis-Marge vor Sondereffekten zwischen 9 und 11 Prozent und einen Gewinn nach Steuern von bis zu 4 Milliarden Euro – ambitioniert, aber klar definiert.

Die mittelfristigen Ziele wurden ebenfalls nach oben angepasst. Zwischen 2025 und 2028 strebt Siemens Energy ein durchschnittliches Umsatzwachstum im niedrigen zweistelligen Prozentbereich und eine Margensteigerung auf 14 bis 16 Prozent an. Man rechnet mit anhaltend starker Nachfrage und einer nachhaltigen operativen Stärke.

Und für Anleger gibt’s ein zusätzliches Highlight. Erstmals seit vier Jahren soll wieder eine Dividende fließen, 70 Cent je Aktie. Ein deutliches Zeichen des Vertrauens in die eigene Stabilität und Ertragskraft.

Yttrium-Preise schießen in die Höhe

China hat den Export von Yttrium eingeschränkt, einem zentralen Hightech-Rohstoff für Hitzeschutzbeschichtungen, Turbinen und Halbleiter. Die Preise explodieren. Seit Jahresbeginn hat sich der Wert von Yttriumoxid um mehr als 4.400 Prozent erhöht. Auch Siemens Energy ist betroffen, denn das Element wird unter anderem in Gasturbinen und Hochtemperaturkomponenten verwendet.

Konzernchef Christian Bruch betont, dass Siemens Energy bereits an einer breiteren Aufstellung der Lieferketten arbeitet, um die Abhängigkeit von China zu verringern. Diese strategische Rohstoffsicherung ist Teil der langfristigen Unternehmensstrategie, lässt sich jedoch nicht von heute auf morgen umsetzen.

Die Situation zeigt, wie stark auch Energietechnikhersteller von geopolitischen Lieferketten abhängen. Sollten die Exportbeschränkungen anhalten, könnten Kosten und Beschaffungsdruck langfristig deutlich steigen.

Hohe Erwartungen an Energiesektor

Ein Forward-KGV von 30,8 bei Siemens Energy ist im aktuellen Branchenvergleich eher hoch. Wir haben uns acht große Energiekonzerne angesehen, die alle im direkten Wettbewerb stehen.

Der Branchendurchschnitt liegt bei 28,7. Das zeigt, dass Investoren im Energiesektor hohe Erwartungen an zukünftige Gewinne haben. Die Spanne ist allerdings groß, sie reicht von 18 bis 51. Das verdeutlicht, dass der Markt die Geschäftsmodelle sehr unterschiedlich bewertet.

Besonders General Electric (44,0) und Vernova (51,0) liegen deutlich über dem Durchschnitt, während Honeywell (18,6), ABB (21,9) und Nordex (18,6) niedriger bewertet sind.

Unternehmen mit sehr hohen Multiples tragen naturgemäß auch höhere Bewertungsrisiken, falls das erwartete Wachstum ausbleibt. Hohe KGVs sind aber nicht zwingend negativ. Sie spiegeln Vertrauen in die Zukunft wider, erfordern jedoch kontinuierliches Ergebniswachstum, um die Bewertung zu rechtfertigen.

Quelle: TIKR

Große Unterschiede in der Profitabilität

Die Margen (LTM EBIT Margin) reichen von 4 Prozent bis 22,9 Prozent, was zeigt, wie unterschiedlich effizient und wettbewerbsstark die einzelnen Unternehmen aufgestellt sind.

Der Branchendurchschnitt liegt bei 12,4 Prozent. Das verdeutlicht, dass eine ordentliche Profitabilität im Energiesektor zwar möglich ist, aber kein Selbstläufer. Sie hängt stark von Technologie, Effizienz und Kostenkontrolle ab.

An der Spitze stehen General Electric (22,9 %), Honeywell (20,2 %) und ABB (17,9 %). Schneider Electric (17,4 %) liegt ebenfalls über dem Durchschnitt.

Deutlich schwächer präsentieren sich Siemens Energy (4,0 %), Nordex (4,4 %), Vernova (5,4 %) und Vestas (6,7 %). Siemens Energy bildet aktuell das Schlusslicht. Die operative Wende ist zwar eingeleitet, doch bis zu einer nachhaltig höheren Profitabilität bleibt noch Arbeit zu tun.

Quelle: TIKR

Volatiler Wochenverlauf

Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs mehr als verdoppelt – ein Plus von 125 Prozent. Damit kann sie zwar nicht ganz an die spektakuläre Performance von 2024 (+320 %) anknüpfen, beeindruckend ist der Anstieg trotzdem.

Zu Wochenbeginn setzte die Aktie sogar ein neues Rekordhoch bei 114,62 Euro, nach einem Ausbruch über das bisherige Hoch von 113,78 Euro. Doch der Jubel währte nur kurz. Der Ausbruch entpuppte sich als Fehlausbruch. Am Dienstag fiel der Kurs bis auf 106,04 Euro, erholte sich danach jedoch wieder, sodass die Aktie in dieser Woche sogar leicht im Plus liegt.

Vor vier Wochen wurde die Unterstützungszone (Fair Value Gap) zwischen 96,81 und 97,49 Euro erfolgreich verteidigt. Dieser Bereich bleibt weiterhin die erste wichtige Auffangzone, falls der Kurs erneut nachgeben sollte. Sollte auch dieser Bereich nicht halten, wäre die Region um 78 Euro die nächste mögliche Haltestelle.

Trotz der zwischenzeitlichen Schwäche in dieser Woche bleibt der langfristige Aufwärtstrend intakt. Aus technischer Sicht sind daher weitere höhere Hochs durchaus wahrscheinlich. Jetzt kommt es darauf an, ob der Ausbruch nach oben gelingt – und dadurch weiteres Aufwärtspotenzial freigesetzt wird. Spannend wird’s jetzt beim Wochenschlusskurs am Freitag. 

Siemens Energy im Wochenchart. Quelle: eToro

Struktureller Rückenwind

Siemens Energy zeigt nach Jahren der Unsicherheit deutliche Fortschritte. Steigende Umsätze, angehobene Ziele und die Rückkehr zur Dividende stärken das Vertrauen. Trotz Risiken durch hohe Rohstoffpreise und Bewertung bleibt die Aktie spannend. Langfristig könnte der Konzern von der Energiewende und dem globalen Infrastruktur-Boom profitieren.

 

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