Zalando kämpft gegen den Abwärtstrend: Hoffnung ruht auf 2026

Für Zalando-Anleger war 2025 bislang kein gutes Jahr – eher ein echter Stresstest für die Nerven. Die Aktie liegt rund 32 Prozent im Minus, während der DAX über 17 Prozent zulegen konnte. Damit steuert Zalando auf das vierte Verlustjahr in den letzten fünf Jahren zu. Vom einstigen Allzeithoch trennen den Kurs mittlerweile etwa 80 Prozent. Die große Hoffnung ruht nun auf dem Weihnachtsgeschäft, vielleicht gibt es ja doch noch ein kleines Kursgeschenk zum Jahresende.

Plattform-Ökosystem

Zalando hat ABOUT YOU für mehr als 1,1 Milliarden Euro übernommen und rechnet seit dem 11. Juli dessen Umsätze, Gewinne und Verluste in die eigenen Zahlen ein. Vor allem durch diese Einbeziehung konnte Zalando im 3. Quartal ein kräftiges Wachstum vorweisen. Das Bruttowarenvolumen (GMV) stieg um 21,6 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro, der Umsatz legte um 26,5 Prozent auf 3 Milliarden Euro zu und das bereinigte EBIT lag bei 96 Millionen Euro.

Ohne die Übernahme von ABOUT YOU hätte das Wachstum bei 7,5 Prozent im Umsatz und 6,7 Prozent beim GMV gelegen. Das Bruttowarenvolumen (GMV – Gross Merchandise Volume) zeigt den Gesamtwert aller über die Plattform verkauften Waren, einschließlich der Verkäufe von Partnern, und verdeutlicht damit die Handelsaktivität und Reichweite der Plattform – unabhängig davon, ob Zalando die Produkte selbst verkauft oder nur vermittelt.

Der Jahresausblick wurde bestätigt. Das bereinigte EBIT soll zwischen 550 und 600 Millionen Euro liegen, die Investitionen zwischen 200 und 280 Millionen Euro. Das Net Working Capital bleibt negativ, was ein Zeichen für kapitaleffizientes Arbeiten ist. Zalando bindet wenig Kapital im laufenden Geschäft, was sich positiv auf die Liquidität auswirkt. Nach Rückzahlung einer Wandelanleihe und der Übernahme von ABOUT YOU verfügt das Unternehmen über 1,3 Milliarden Euro an liquiden Mitteln.

Operativ hat Zalando wichtige Fortschritte erzielt. Die neue ZEOS-Logistikplattform startete mit NEXT (Direct-to-Consumer), die Partnerschaft mit DEICHMANN über SCAYLE wurde erweitert, und mehrere neue B2B-Großkunden konnten gewonnen werden. Das B2B-Geschäft soll deutlich schneller wachsen als das B2C-Segment, was die Wirksamkeit der Plattformstrategie (ZEOS, SCAYLE) unterstreicht und zusätzliches Potenzial eröffnet.

Dennoch bleibt das Umfeld herausfordernd. Das B2C-Geschäft steht unter Druck, da die Konsumlaune in Europa schwach ist. Eine spürbare Margensteigerung ist schwierig. Strategisch verlagert Zalando seinen Fokus zunehmend vom klassischen Onlinehandel hin zu einem plattformgetriebenen Ökosystem – ähnlich wie Amazon Marketplace oder Shopify – und strebt damit an, langfristig breiter aufgestellt und profitabler zu werden.

Einzelhandelsdaten im Vergleich

Zalando konzentriert sich vollständig auf den europäischen Markt, und hier vor allem auf die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz). Doch egal, wie gut die Plattform oder die technische Infrastruktur sind: Am Ende müssen die Verbraucher kaufen. Und genau das ist in Europa aktuell das Problem.

Die Einzelhandelsdaten sprechen eine klare Sprache. In der Eurozone stiegen die Umsätze im September nur um 1,0 Prozent im Jahresvergleich. Schon seit drei Monaten in Folge schwächt sich das Wachstum ab. In Deutschland ist die Lage noch trüber, hier lag das Umsatzplus im September gerade einmal bei 0,2 Prozent, dem niedrigsten Wert seit 14 Monaten.

In anderen Regionen sieht es ganz anders aus. In den USA legten die Einzelhandelsumsätze im August um 5,0 Prozent zu, in China immerhin um 2,9 Prozent. Das Fazit: In Europa herrscht Konsumflaute, während in den USA Kauflaune angesagt ist.

Ob sich das auch in den kommenden Zahlen zum Weihnachtsgeschäft widerspiegelt, bleibt abzuwarten. Eine echte Trendwende in Europa dürfte nur mit einer positiven Überraschung gelingen.

Auch andere Verbraucherdaten unterstreichen die Zurückhaltung. Der Economic Optimism Index lag im Oktober bei 90,5, deutlich unter dem 40-Jahres-Durchschnitt von 99,7. Der GfK-Konsumklimaindex notiert seit Dezember 2021 im negativen Bereich.

Kurzfristig könnten Erfolge im Weihnachtsgeschäft als kleiner „Vertrauens-Booster“ wirken. Doch für einen nachhaltigen Stimmungsumschwung braucht es mehr. Löhne müssen stärker steigen als die Inflation, sinkende Energiepreise würden Haushalte entlasten, und steuerliche Entlastungen, vor allem für mittlere Einkommen, könnten neuen Konsum anregen.

Nicht zuletzt reagieren Konsumenten stark auf Stimmungsbilder. Es braucht also auch positive Signale und Berichterstattung über Wirtschaft, Beschäftigung und Perspektiven, damit sich das Vertrauen dauerhaft verbessert. 

Branche hat zu kämpfen

Zalando ist in erster Linie eine E-Commerce-Plattform, hat aber in den letzten Jahren auch eigene Marken entwickelt. Am Ende zählt jedoch eines: Mode muss verkauft werden, damit Zalando Geld verdient. Die schwache Kursentwicklung ist allerdings kein Einzelfall, die gesamte Modebranche hat in den vergangenen Jahren mit Gegenwind zu kämpfen.

Die Zalando-Aktie liegt aktuell rund 79 Prozent unter ihrem Rekordhoch. Nur Puma hat mit einem Minus von 86 Prozent noch stärker verloren. H&M, Nike und Hugo Boss mussten Verluste zwischen 60 und 70 Prozent hinnehmen. Adidas kam mit einer Kurs­halbierung vergleichsweise glimpflich davon. Am besten steht Inditex da. Die Mutter von Zara, Pull&Bear und Massimo Dutti notiert nur 16 Prozent unter dem Allzeithoch und erreichte zuletzt im Dezember 2024 sogar ein neues Rekordniveau. Bei den anderen liegt der letzte Höchststand bereits Jahre zurück.

Quelle: TIKR

Mit einem Forward-KGV von 15,0 ist Zalando derzeit moderat bewertet, doch bei der Profitabilität gibt es Nachholbedarf. Die EBIT-Marge (LTM) liegt bei nur 3,3 Prozent. Für 2026 sind die Aussichten laut Analysten jedoch optimistisch. Sie erwarten ein Umsatzwachstum von 16,6 Prozent und einen Gewinnanstieg je Aktie um 28 Prozent. Von 28 Analysten empfehlen 17 die Aktie zum Kauf, das durchschnittliche Kursziel liegt bei 36,60 Euro – was einem Kurspotenzial von rund 60 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau entspricht.

Test einer langfristigen Unterstützung

Die Zalando-Aktie zeigt sich zu Wochenbeginn leicht erholt und liegt am Dienstag nach Schlusskurs rund 1 Prozent im Plus bei 22,36 Euro. In der Vorwoche hatte das Papier noch knapp 4 Prozent verloren, konnte aber eine wichtige Unterstützungszone (Fair Value Gap) zwischen 19,95 und 22,04 Euro verteidigen.

Bereits im vergangenen Jahr wurde dieser Bereich mehrfach getestet, bislang hat er jedes Mal gehalten. Dennoch reicht die aktuelle Reaktion auf die langfristige Unterstützung noch nicht aus, um das Tief im Markt auszurufen. Dafür braucht es weitere Bestätigungssignale, etwa das Ende des mittelfristigen Abwärtstrends.

Denn in diesem Jahr hat sich der Kurs in einer klaren Abwärtsstruktur bewegt, mit tieferen Hochs und tieferen Tiefs. Der nächste entscheidende Schritt wäre ein Ausbruch über den Widerstand bei 28,22 Euro (Oktober-Hoch). Erst dann könnte aus der aktuellen Gegenbewegung eine nachhaltige Trendwende werden.

Kurzfristig gilt daher: Die langfristige Unterstützung darf nicht fallen. Hält sie stand, könnte das die Basis für eine Erholung und vielleicht sogar für einen neuen Aufwärtstrend bilden.

Zalando im Wochenchart. Quelle: eToro

Höchstens eine Turnaround-Story

Die Zalando-Aktie ist derzeit zwar moderat bewertet, doch die Profitabilität bleibt die größte Baustelle. Gelingt es dem Unternehmen, die Margen zu steigern und das erwartete Wachstum 2026 zu bestätigen, könnten Anleger mit einer Kurswende rechnen.

Mittelfristig bestehen gute Chancen auf eine Erholung. Vorausgesetzt, Zalando nutzt seine Plattformstrategie effizienter und steigert die operative Stärke. Langfristig bleibt die Aktie eine klassische Turnaround-Story, mit attraktivem Chancen-Risiko-Profil, sofern es zu einer spürbaren Belebung des Konsums in Europa kommt.

 

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