Nach langer Pause nimmt die Fed den Zinssenkungszyklus wieder auf. Die Notenbank bringt den Ball ins Rollen – doch wie schnell er an Fahrt gewinnt, entscheiden Inflation und Konjunktur. Trump hält eine kleine Zinssenkung für unzureichend und fordert gleich eine doppelt so große Anpassung. Anleger sollten das Inflationsrisiko nicht unterschätzen. Eine hartnäckige Teuerung könnte den Lockerungskurs deutlich ausbremsen.
Erste Zinssenkung 2025
Die Fed wird in dieser Woche zum ersten Mal in diesem Jahr die Zinsen senken. Die Entscheidung wird am Mittwoch um 20:00 Uhr bekanntgegeben. Erwartet wird ein kleiner Schritt um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent. Damit würden die Zinsen weiterhin doppelt so hoch liegen wie in Europa. Trotz des hohen Zinsniveaus läuft die US-Konjunktur deutlich besser als die europäische. Das ist der Grund, warum Anleger US-Aktien übergewichten könnten. Auslöser für den Zinsschritt der Fed dürften schwache Arbeitsmarktdaten sein. Die jüngste Bestätigung lieferten die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die auf den höchsten Wert seit 2021 gestiegen sind.
Neue Inflationsprognosen
Die Schwäche am Arbeitsmarkt gibt der Fed grünes Licht für eine Zinssenkung. Doch die Inflation bleibt ein Thema. Im August stagnierte die Kernrate der Verbraucherpreise bei 3,1 Prozent. Das bedeutet, dass der Zinssenkungszyklus weniger sicher sein könnte, als es die Märkte derzeit einpreisen. Bis Ende 2026 erwarten die Märkte sechs kleinere Zinsschritte. Eine anhaltend hohe Inflation könnte dieses Tempo bremsen. Entscheidend werden die neuen vierteljährlichen Projektionen sein. Im Juni ging die Fed von 2,4 Prozent Inflation (Core PCE) für 2026 und 2,1 Prozent für 2027 aus. Eine Anpassung nach unten würde Anlegern Rückenwind geben. Zusätzlich könnte die Pressekonferenz von Jerome Powell entscheidende Hinweise liefern, wie es nach der September-Sitzung weitergeht.
Schrittweise Auswirkungen
Die Finanzmärkte reagieren blitzschnell, während die Realwirtschaft die Wirkung von Zinssenkungen erst mit deutlicher Verzögerung spürt. Anleger preisen neue Informationen oft innerhalb weniger Tage ein. So ist die Rendite 10-jähriger US-Anleihen allein in den vergangenen vier Wochen um rund 6 Prozent gefallen – getrieben von den Erwartungen an Zinssenkungen. Für Unternehmen und Haushalte sinken die Kreditzinsen meist erst mittelfristig, mit spürbaren Effekten nach sechs bis zwölf Monaten. Dann ziehen Investitionen und Konsum an, während sich die volle Wirkung auf Wachstum, Beschäftigung und Inflation meist erst nach bis zu zwei Jahren zeigt.

Rendite 10-jähriger US-Anleihen im Wochenchart. Quelle: TradingView
Kein Allheilmittel
Niedrigere Zinsen sind ein starker Rückenwind für Aktien und Anleihen. Sinkende Zinsen erhöhen vor allem den heutigen Wert zukünftiger Unternehmensgewinne, was die Kurse von Aktien steigen lässt. Auch Gold und andere Rohstoffe könnten profitieren. Geringere Opportunitätskosten und ein schwächerer Dollar dürften zusätzlichen Schub geben. Auf welche Anlageklassen am meisten gesetzt wird, hängt jedoch auch von der Konjunkturlage ab. Läuft die Wirtschaft rund, stehen zyklische Werte aus Industrie, Konsum und Tech im Vordergrund. Kühlt die Konjunktur dagegen ab, rücken Defensivwerte aus den Bereichen Basiskonsumgüter und Gesundheit sowie Staatsanleihen und Gold in den Fokus.
Alle schauen auf Powell
Entscheidend ist nicht die September-Sitzung selbst, sondern die Signale für die Zeit danach. Auf Notenbankchef Jerome Powell lastet enormer Druck. Nicht nur wegen der geldpolitischen Verantwortung, sondern auch wegen des wachsenden politischen Drucks durch Donald Trump. Die Schlüsselmomente für Anleger sind die Veröffentlichung der neuen vierteljährlichen Prognosen sowie die Einschätzungen und Kommentare des Fed-Chefs selbst.
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