FedEx liefert diese Woche mehr als nur ein gewöhnliches Quartalsupdate. Nach Monaten voller Handelskonflikte, geopolitischer Spannungen und konjunktureller Unsicherheit könnten die Zahlen nun erstmals konkrete Hinweise geben, wie stark sich all das tatsächlich auf den Welthandel ausgewirkt hat.
Die FedEx-Aktie konnte sich in den vergangenen Wochen zwar erholen, doch die Käufer agieren weiterhin zurückhaltend. Der S&P 500 hingegen steht bereits kurz vor seinem Rekordhoch. Für Anleger ist das ein Reality-Check zur richtigen Zeit.
Belastungsprobe für Logistikaktien
US-Präsident Donald Trump hat seit seinem Amtsantritt eine Reihe von Zollerhöhungen und -drohungen umgesetzt. Besonders die Ankündigungen vom 2. April lösten eine Schockwelle an den Finanzmärkten aus, von der sich viele Aktien bis heute nicht erholt haben. Das betrifft auch Werte aus der Logistikbranche.
Anleger sollten dort hinschauen, wo der globale Handel täglich organisiert und abgewickelt wird. Denn Änderungen bei Zöllen oder Handelsrestriktionen wirken sich unmittelbar auf die Transportnachfrage aus, mitunter innerhalb weniger Wochen. Besonders betroffen sind stark globalisierte Unternehmen mit hoher logistischer Flexibilität.
Reality Check
FedEx wird am Dienstag nach US-Börsenschluss seine Zahlen für die Monate März bis Mai veröffentlichen. Das ist genau der Zeitraum, in dem der globale Warenverkehr durch die US-Handelspolitik unter Druck geraten ist. Der Gewinn je Aktie soll um 9,8 Prozent auf 5,94 US-Dollar gestiegen sein, während der Umsatz voraussichtlich um 1,9 Prozent auf 21,7 Milliarden US-Dollar gesunken ist.
Das deutet auf verbesserte Effizienz oder konsequente Kostenkontrolle hin, trotz rückläufiger Erlöse. Ein solches Muster – steigender Gewinn bei sinkendem Umsatz – ist jedoch langfristig nicht tragfähig. Das Management wird im Earnings Call eine Einschätzung zur aktuellen Lage und zum Ausblick geben. Anleger sollten dabei besonders auf Signale achten, wie sich Lieferketten, Nachfrage und Handelsrisiken entwickeln könnten.
Technische Analyse und Ausblick
Die FedEx-Aktie befindet sich seit dem Bruch der Aufwärtstrendlinie im Februar in einem übergeordneten Abwärtstrend. Der Anstieg gegenüber dem April-Tief um 17 Prozent auf 226 US-Dollar ist als technische Gegenbewegung innerhalb dieses Trends zu werten. Ein nachhaltiger Ausbruch über den Widerstand bei 245 US-Dollar könnte der erste Hinweis auf eine Trendwende sein. Solange dieser Ausbruch ausbleibt, bleibt die Erholung eine Bewegung gegen den übergeordneten Trend.
Überzeugende Quartalszahlen und ein positiver Ausblick könnten den Widerstand ins Visier rücken lassen und neues Momentum erzeugen. Fällt das Ergebnis hingegen enttäuschend aus, dürfte sich der Verkaufsdruck erhöhen. Es könnte eine neue Verkaufswelle drohen, die zu einer möglichen Annäherung an das April-Tief führt.
FedEx im Wochenchart. Quelle: eToro
Nicht nur FedEx
FedEx ist ein wichtiger Konjunkturindikator, aber kein alleiniger Gradmesser. In einem Umfeld geopolitischer Spannungen, handelspolitischer Unsicherheiten, unterbrochener Lieferketten und neuer Handelsabkommen ist ein umfassender Blick auf Transport- und Logistikdaten unerlässlich.
Neben FedEx liefern auch andere Kennzahlen wertvolle Hinweise, etwa Containerumschlag-Indizes (z. B. RWI/ISL), Luftfrachtstatistiken, der Baltic Dry Index oder die Außenhandelszahlen großer Volkswirtschaften. Auch die Geschäftszahlen weiterer Logistikkonzerne wie UPS, Maersk oder DHL können das Gesamtbild abrunden.
Zwei weitere Beispiele
Anleger können aus den Paketvolumina von UPS wichtige Rückschlüsse auf den Zustand des Einzelhandels, das Verbraucherverhalten und die Dynamik im Onlinehandel ziehen, sowohl in den USA als auch weltweit. UPS liefert täglich Millionen Sendungen an Privathaushalte aus, darunter für große E-Commerce-Plattformen wie Amazon, eBay, Zalando oder Shopify-Händler. Veränderungen in den Versandzahlen wirken daher oft als Frühindikator für die Konsumlaune und den digitalen Absatztrend.
Der Baltic Dry Index misst die Transportkosten für Massengüter auf See, etwa Kohle, Eisenerz oder Getreide. Steigende Frachtraten deuten auf eine höhere Nachfrage nach Rohstoffen hin und gelten als Signal für wirtschaftliches Wachstum. Umgekehrt können sinkende Raten ein Hinweis auf Konjunkturschwäche sein. Der Index gilt als schnell und unpolitisch, da er auf realen Buchungen zwischen Reedereien und Charterern basiert. In der vergangenen Woche sind die Frachtkosten um 14 Prozent auf 1.689 US-Dollar gefallen, ein mögliches Zeichen für nachlassende Handelsaktivität.Baltic Dry Index im Wochenchart.
Quelle: TradingEconomics, TradingView
Konjunkturelle Großwetterlage
FedEx wird zur Referenz für den Zustand der Weltwirtschaft, nicht nur für die Logistikbranche, sondern auch für zyklische Sektoren wie Industrie, Einzelhandel oder Transport. Eine positive Überraschung bei Umsatz oder Volumen würde als Signal für eine stabile Nachfrage und eine robuste Konjunktur gewertet, das könnte den breiten Aktienmarkt stützen.
Eine Enttäuschung hingegen könnte Rezessionsängste auslösen und ein Treiber für mehr Volatilität sein, insbesondere wenn weitere negative Nachrichten hinzukommen. Die Fed hat vergangene Woche keine klaren Signale gesendet. Die Märkte suchen seit Monaten nach neuen Hinweisen zum Zinspfad. Schwächere Zahlen könnten die Zinssenkungsfantasie beflügeln, da eine geringere Nachfrage den Inflationsdruck verringern würde.
Die Ergebnisse am Dienstag werden nicht nur das Vertrauen der Anleger in FedEx, sondern auch in die Widerstandskraft des globalen Handels insgesamt auf die Probe stellen.
Diese Mitteilung dient ausschließlich zu Informations- und Bildungszwecken und darf nicht als Anlageberatung, persönliche Empfehlung oder als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten verstanden werden. Dieses Material wurde ohne Berücksichtigung der spezifischen Anlageziele oder der finanziellen Situation eines bestimmten Empfängers erstellt. Es entspricht nicht den gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen zur Förderung unabhängiger Analysen. Jegliche Hinweise auf die vergangene oder zukünftige Performance eines Finanzinstruments, Index oder eines Anlageprodukts sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse und dürfen daher nicht als solche betrachtet werden. eToro übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit des Inhalts dieser Veröffentlichung und schließt jegliche Haftung dafür aus.