Inflation als Investment-Story: Wo sich neue Handelsideen auftun

Am Donnerstag um 14:30 Uhr stehen die US-Verbraucherpreisdaten für August an. Es ist der der letzte Inflationscheck vor der anstehenden Fed-Sitzung. Eine Zinssenkung im September ist bereits vollständig eingepreist. Der schwache US-Arbeitsmarktbericht hat diese Erwartung nochmals gefestigt. Selbst ein deutlicher Inflationsanstieg dürfte die Märkte kaum noch verunsichern. Es gibt jedoch gute Gründe, warum Anleger gerade jetzt auf die Inflationsentwicklung achten sollten.

Unklare Folgen der Zölle

Zölle wirken meist mit Verzögerung, bislang haben sie sich allerdings kaum in den Verbraucherpreisen niedergeschlagen. Die Auswirkungen blieben begrenzt. Entscheidend wird nun die Frage, ob es dabei bleibt oder ob sich der Effekt bald in den Daten zeigt. Für den weiteren Zinspfad ist das von großer Bedeutung. Eine hartnäckige Inflation, die sich nur schwer eindämmen lässt, wäre ein ernstes Risiko für die Fed. Sie könnte dadurch gezwungen sein, Zinssenkungen weiter nach hinten zu verschieben. Andererseits spricht der schwache Arbeitsmarkt für niedrigere Zinsen. Es bleibt eine Mammutaufgabe.

Es geht nicht nur um Zölle

Zölle wirken wie eine versteckte Steuer. Sie verteuern Importe und machen sie oft unattraktiv. Das kann zu einem geringeren Angebot im Inland führen. Weniger Wettbewerb wiederum gibt heimischen Anbietern Spielraum, ihre Preise anzuheben. Die höheren Kosten werden an die Verbraucher weitergereicht. Gleichzeitig könnten viele Händler und Produzenten die Gelegenheit nutzen, ihre Margen auszubauen. Frei nach dem Motto: „Wenn sowieso alles teurer wird, akzeptieren Kunden auch unsere höheren Preise.“ Zölle sind ein Auslöser, aber die eigentliche Teuerung kann durch Preissetzungsmacht und Erwartungen verstärkt werden.

Inflationsdynamik ist komplex

Die Erzeugerpreise laufen den Verbraucherpreisen oft voraus. Wenn Produzenten gestiegene Kosten nicht sofort weitergeben, schrumpfen ihre Margen. Das ist ein wichtiges Signal für zukünftige Unternehmensgewinne und Inflationstrends. Da der Erzeugerpreisindex auch den industriellen Teil der Wirtschaft abdeckt, zeigt er frühzeitig, wo in der Wertschöpfungskette Inflationsdruck entsteht. Kurz gesagt: Erzeugerpreise sind ein Frühwarnsystem für die Inflation.

Im Juli legte der Erzeugerpreisindex deutlich um 0,9 Prozent gegenüber dem Vormonat zu, der stärkste Anstieg seit Juni 2022. Auf Jahressicht kletterte er von 2,4 Prozent auf 3,3 Prozent, während der Verbraucherpreisindex im Juli bei 2,7 Prozent lag. Die Erzeugerpreisdaten für August werden am Mittwoch um 14:30 Uhr veröffentlicht, einen Tag vor den Verbraucherpreisdaten.

US-Erzeugerpreisindex im Monatsvergleich. U.S. Bureau of Labor Statistics, TradingEconomics

Inflationsdynamik ist also mehr als nur Zölle. Viele Unternehmen leben zudem derzeit noch von Lagerbeständen, die sie zu alten Preisen eingekauft haben. Sind diese aufgebraucht, könnten die Preisanstiege deutlich stärker spürbar werden. Gleichzeitig erhöht eine lockere Finanz- und Fiskalpolitik das Risiko einer dauerhaft höheren Inflation.

Ein Gedankenexperiment

Nehmen wir an, die Inflation bleibt hartnäckig und schwer zu bekämpfen. Unternehmen mit starker Preissetzungsmacht haben in einem Inflationsumfeld oft die besseren Karten. Dazu zählen vor allem die Sektoren Energie, Basiskonsumgüter und teilweise auch Materialien. Oft gelingt es diesen Firmen, höhere Kosten weiterzureichen. Mitunter lassen sich dabei auch die Margen verbessern. Der Grund liegt in der unelastischen Nachfrage. Lebensmittel, Öl oder Strom gehören zum Grundbedarf, den Verbraucher auch bei höheren Preisen kaum einschränken.

Unternehmen ohne Preissetzungsmacht haben es in Inflationsphasen deutlich schwerer. Dazu zählen viele Einzelhändler, E-Commerce-Plattformen und der zyklische Konsum. Diese Firmen stehen in einem intensiven Wettbewerb und bedienen äußerst preissensible Kunden. Steigende Kosten können sie daher meist nicht vollständig weitergeben. Die Folge sind schrumpfende Margen und zunehmender Druck auf die Profitabilität.

Fazit

Anleger müssen ihr Portfolio nicht komplett umkrempeln, doch ein Blick auf die Inflationsrisiken lohnt sich. So lassen sich Schwachstellen erkennen, Chancen in robusten Sektoren nutzen und neue Handelsideen ableiten.

 

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