US-Arbeitsmarkt kühlt ab: Fed unter Zugzwang

Die Fed dürfte im September nach längerer Pause wieder an der Zinsschraube drehen. Davon gehen die Märkte jedenfalls aus. Die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag könnten als zusätzliche Bestätigung dienen. Noch entscheidender ist jedoch, welchen Einfluss der Bericht auf den weiteren Zinspfad hat. Die Aussicht auf mehrere Zinssenkungen könnte Small Caps zu einem Comeback verhelfen, denn sie litten in den vergangenen Jahren besonders stark unter den hohen Finanzierungskosten.

Schwäche dürfte anhalten

Die Märkte rechnen fest mit einer Zinssenkung der US-Notenbank im September. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei rund 87 Prozent. Unsicher bleibt allerdings der weitere Verlauf. Ob die nächste Senkung bereits im Oktober oder erst im Dezember kommt, ist derzeit offen. Es gleicht eher einem Münzwurf. Hintergrund für die erwartete Lockerung ist der schwächelnde Arbeitsmarkt.

Am Freitag um 14:30 Uhr steht das nächste Update an. Für August wird lediglich ein Stellenzuwachs von 78.000 erwartet. Die Schwäche zieht sich bereits seit einiger Zeit durch. Im Juli wurden die Erwartungen um 37.000 Jobs verfehlt, und die Zahlen für Mai und Juni wurden insgesamt um 258.000 Stellen nach unten korrigiert. Die Arbeitslosenquote dürfte bei 4,2 Prozent verharren, das Lohnwachstum wird unverändert bei 3,9 Prozent erwartet.

Fed in der Zwickmühle

Der US-Arbeitsmarkt kühlt sich spürbar ab und erhöht den Druck auf die Fed, im September tatsächlich zu handeln. Fed-Chef Jerome Powell sprach in Jackson Hole von „zunehmenden Abwärtsrisiken“ für die Beschäftigung. Gleichzeitig steckt die Notenbank in einer Zwickmühle. Niedrigere Zinsen könnten den Arbeitsmarkt stützen, zu lange höhere Zinsen könnten jedoch notwendig sein, um mögliche zollbedingte Preissteigerungen einzudämmen.

Hinzu kommt die Uneinigkeit innerhalb der Fed über das Tempo der Zinsschritte. Einige Mitglieder plädieren für Geduld, andere fordern angesichts des schwächeren Arbeitsmarkts ein schnelleres Vorgehen. Politischer Druck verstärkt die Situation. Donald Trump drängt auf niedrigere Zinsen, da sie die Finanzierung seines Steuergesetzes erleichtern würden.

Wichtige Frühindikatoren

Die Wirtschaftsdaten zeigen bislang noch Stärke. Das US-BIP wuchs im zweiten Quartal um 3,3 Prozent – stärker als erwartet. Allerdings ist dies ein Blick in den Rückspiegel. Wichtiger sind die Frühindikatoren. Der ISM Manufacturing PMI liegt seit März unter der Marke von 50. Je länger der Index unter 50 bleibt und je tiefer er fällt, desto größer ist die Rezessionsgefahr. Der ISM Services PMI konnte sich im Juli nur knapp über der Marke von 50 halten. Anleger wollen wissen, ob es sich nur um eine temporäre Schwäche handelt oder ob mehr dahintersteckt. Die Daten für August werden am Dienstag und Donnerstag veröffentlicht.

Small Caps besonders zinssensibel

Schwächer als erwartete Arbeitsmarktdaten würden die Aussicht auf weitere Zinssenkungen verstärken. Ein schwächerer Dollar, sinkende Anleiherenditen und steigende Goldpreise wären die logische Folge. Auch die Aktienmärkte könnten profitieren, insbesondere zinssensitive Sektoren wie Technologie und Immobilien, aber auch zyklische Branchen wie Konsum und Industrie.

Small Caps haben in den vergangenen Jahren wenig Aufmerksamkeit erhalten, könnten jedoch von einem Comeback profitieren. Vor allem, wenn sich mehrere Zinssenkungen abzeichnen. Während der S&P 500 in den vergangenen drei Jahren um 60,2 Prozent zulegen konnte, kam der Russell 2000 mit einem Plus von 25,2 Prozent deutlich langsamer voran. Sein Rekordhoch bei 2.471 Punkten ist derzeit nur etwa vier Prozent entfernt. Wichtige Unterstützungen liegen bei 2.326 und 2.251 Punkten.

Russell 2000 im Tageschart. Quelle: eToro

Balanceakt für die Fed

Kleinere börsennotierte Unternehmen sind oft stärker fremdfinanziert als große Konzerne. Sinkende Zinsen könnten sie daher überproportional beflügeln. Die Aussicht auf eine ganze Reihe von Zinssenkungen könnte Anleger zudem dazu bewegen, US-Werte allgemein gegenüber europäischen Aktien stärker zu gewichten. Entscheidend bleibt die Kommunikation der Fed. Sie muss die Zinsen aus einer Position der Stärke heraus senken und das Gefühl vermitteln, die Lage unter Kontrolle zu haben. Sollten sich hingegen Rezessionsängste breitmachen, könnte es für die Märkte deutlich schwieriger werden.

 

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