Zollkonflikt kostet Performance: Apple hinkt Tech-Sektor hinterher

Apple baut Indien gezielt als Exportdrehscheibe für den US-Markt aus, um Zölle auf China-Importe zu umgehen. Von den Kursverlusten im April infolge des Zollstreits konnte sich die Aktie jedoch noch nicht vollständig erholen.

In den vergangenen drei Monaten war der Technologiesektor mit einem Plus von 14,0 Prozent der stärkste Bereich im S&P 500. Apple kommt etwa auf die Hälfte dieser Performance. Die Aktie notiert weiterhin 24 Prozent unter dem Rekordhoch, doch wichtige Widerstandsmarken sind nicht weit entfernt. Sehen wir bald einen Test? 

Lieferketten-Strategie

97 Prozent der in Indien produzierten iPhones wurden zwischen März und Mai in die USA exportiert. Im Vergleich zu 50 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024. Ziel ist die Umgehung der bis zu 55 Prozent hohen US-Zölle auf China-Importe. Apple betreibt damit ein gezieltes „De-Risking“ der Lieferkette in Echtzeit. Foxconn exportierte iPhones im Wert von 3,2 Milliarden US-Dollar im Zeitraum März bis Mai. Allein im Mai belief sich der Exportwert auf fast 1 Milliarde US-Dollar. Apple setzt teils auf Charterflüge, um iPhones in die USA zu bringen. Trump reagierte öffentlich kritisch auf die Produktionsverlagerung nach Indien: „Wir wollen, dass ihr hier (in den USA) baut – nicht in Indien.“ Der politische Druck auf Apple könnte damit weiter zunehmen.

Made in America

Ein „Made in America“-iPhone wäre nicht nur logistisch und operativ extrem teuer, sondern würde auch Apples Preis- und Margenstrategie massiv unter Druck setzen. Derzeit ist die Produktion in Asien für Apple schlicht unersetzlich. Vor allem, wenn es darum geht, Qualität, Volumen und Marge effizient zu vereinen. Trumps Wunsch ist daher aus betriebswirtschaftlicher Sicht ein Albtraum, sowohl für Apple als auch für iPhone-Kunden.

Um auch nur einen kleinen Teil der iPhones in den USA zu fertigen, wären enorme Investitionen notwendig. Apple müsste für ein vergleichbares Produktionsniveau deutlich höhere Personalkosten einkalkulieren. Zudem fehlen in den USA die eingespielten Lieferketten, spezialisierten Zulieferer und Fertigungsinfrastrukturen, die Apple über Jahrzehnte in Asien aufgebaut hat. Auch der Verlust von Skaleneffekten würde die Kosten je Gerät spürbar erhöhen. Insbesondere, weil Apple in den USA nur in kleineren Stückzahlen starten könnte. Apple müsste infolge die gestiegenen Produktionskosten an die Verbraucher weitergeben, was die Endpreise für iPhones drastisch erhöhen würde.

Solide Marge

Mit einem Forward-KGV von 27,3 ist Apple niedriger bewertet als der Durchschnitt der großen Tech-Aktien. Der Durchschnittswert der „Magnificent 7“ liegt bei 46,8. Wobei Tesla mit einem KGV von 156,6 diesen Durchschnitt deutlich verzerrt. Andererseits ist nur Alphabet derzeit niedriger bewertet. Die LTM-EBIT-Marge von Apple liegt mit 31,8 Prozent nahezu auf dem Branchendurchschnitt von 32,7 Prozent. Apple verdient operativ gut, aber nicht auf Spitzenniveau, wie beispielsweise Nvidia (58 %) oder Microsoft (45,2 %). Nvidia ist mit Abstand das profitabelste Unternehmen im Vergleich. Apple könnte ein stabiles Qualitätsinvestment bleiben, das durch eine vernünftige Bewertung und eine solide Marge überzeugt, attraktiv vor allem für langfristig orientierte Anleger.

Forward-KGV und EBIT-Marge der letzten 12 Monate. Quelle: TICKR

Käufer zögern

Die Apple-Aktie pendelt seit Wochen um die Marke von 200 US-Dollar, ein Zeichen der Stabilisierung nach dem Kursrutsch im April, als sie bis auf 169 US-Dollar fiel. Trotz der kurzfristigen Erholung fehlt bislang der Ausbruch über 225 US-Dollar. Anleger zeigen sich zurückhaltend. Die langfristige Chartstruktur bleibt jedoch bullish, da die Aktie kurz vor dem Tief bei 164 US-Dollar nach oben gedreht hat. Ein Bruch der Unterstützung wäre ein mögliches Signal für eine Trendwende. In diesem Fall könnte die Talfahrt bis in den Bereich von 130 US-Dollar führen, wo 2022 ein Boden ausgebildet wurde. Ein Ausbruch über 225 US-Dollar hingegen könnte einen neuen mittelfristigen Aufwärtstrend einleiten. Langfristige Anleger warten in der Regel auf solche Bestätigungssignale, um bestehende Positionen gezielt aufzustocken.

Apple-Aktie im Wochenchart. Quelle: eToro

Diversifiziertes Produktportfolio

Apple hinkt dem Technologiesektor zuletzt hinterher. Für die einen ergeben sich daraus Einstiegschancen, andere sehen strukturelle Schwächen. Das aktive „De-Risking“ durch verstärkte iPhone-Exporte aus Indien zeigt Apples Fähigkeit, sich flexibel an globale Veränderungen anzupassen. Eine mögliche Reduzierung der US-Zölle auf China-Importe oder spezifische Ausnahmeregelungen könnten den Druck deutlich verringern. Sollte Trump seine harte Haltung zu „Made in America“ relativieren oder Apple mehr Flexibilität bei der Standortwahl eingeräumt werden, würde das den Investitionsdruck ebenfalls mildern.

Nicht zu vergessen: Apple ist längst kein reiner Smartphone-Hersteller mehr. Rund 50 Prozent des Umsatzes entfallen zwar auf das iPhone, doch auch Services, Wearables, Macs, iPads und Bezahllösungen tragen maßgeblich zum Geschäft bei. Vor allem das margenstarke Servicegeschäft gewinnt strategisch an Bedeutung. Das breit aufgestellte Produktportfolio bleibt ein klarer Pluspunkt für langfristige Stabilität.

 

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