Broadcom: Fundament dank KI-Boom stark – doch der Markt verlangt noch mehr

Rekordumsatz, starke Margen und ein massiver KI-Boom – fundamental präsentiert sich Broadcom in Topform. Trotzdem geriet die Aktie in den letzten Handelstagen spürbar unter Druck, denn die hohen Erwartungen des Marktes wurden nicht vollständig erfüllt. Die Analyse zeigt, wo jetzt Chancen entstehen und welche Chartmarken besonders wichtig sind.

Fundamental gut positioniert

Der Umsatz stieg im letzten Quartal um 28 Prozent auf 18,0 Mrd. Dollar, angetrieben vom KI-Geschäft (Halbleiter), das um 74 Prozent wuchs. Das Adjusted EBITDA erreichte 12,2 Mrd. Dollar bzw. 68 Prozent Marge. Das ist ein außergewöhnlich hohes Niveau, das Broadcoms operative Effizienz, Preissetzungsmacht und die starke Nachfrage nach KI-Produkten widerspiegelt.

Mit einem Free Cashflow von 7,47 Mrd. Dollar und einer FCF-Marge von 41 Prozent zeigt Broadcom finanzielle Stärke. Das Unternehmen kann Dividenden erhöhen, Rückkäufe finanzieren und Investitionen aus eigenen Mitteln stemmen.

Das Nettoergebnis von 8,5 Mrd. Dollar (GAAP) bzw. 9,7 Mrd. Dollar (Non-GAAP) unterstreicht die hohe Profitabilität des Kerngeschäfts. Die Differenz erklärt sich durch Einmaleffekte. Beide Werte liegen jedoch auf hohem Niveau und bestätigen Broadcoms starke Marktposition.

Cashflow-Qualität

Broadcom bleibt ein echtes Cashflow-Monster. Das Unternehmen kann Dividenden, Rückkäufe und Investitionen aus eigener Kraft stemmen. Seit 15 Jahren steigert Broadcom kontinuierlich seine Dividende, was ein Zeichen für Kapitaldisziplin und finanzielle Stärke ist.

KI ist der Wachstumsmotor

Broadcom sitzt im Zentrum des globalen KI-Booms und profitiert direkt vom explosionsartig steigenden Bedarf an Rechenleistung. Die Nachfrage nach Custom AI Accelerators und AI-Ethernet-Switches ist enorm und wächst weiter.

Mit strategischen Kunden wie OpenAI, Google und Anthropic ist Broadcom tief in den wichtigsten KI-Infrastrukturausbau eingebunden. Im ersten Quartal 2026 soll sich der KI-Umsatz im Jahresvergleich verdoppeln, was die anhaltende Dynamik eindrucksvoll unterstreichen würde.

Marktreaktion trotzdem negativ

Trotz starker Zahlen geriet die Aktie heftig unter Druck, ein klassischer Fall von überzogenen Erwartungen. Der Grund: Broadcom meldete einen KI-Auftragsbestand von 73 Mrd. Dollar. Das ist eine beeindruckende Summe, aber weniger als der Markt erwartet hatte. Außerdem ist der Kurs seit dem April-Tief zeitweise bereits um rund 200 Prozent gestiegen. Damit war die Aktie technisch ohnehin anfällig für kurzfristige Gewinnmitnahmen.

Zudem gab es keine konkrete KI-Guidance für 2026, was die Unsicherheit erhöhte. Der CEO warnte außerdem vor sinkenden Margen im KI-Geschäft, was Teile der Story merklich eingetrübt. Und schließlich verstärkte die zeitgleiche Oracle-Enttäuschung die Skepsis im gesamten KI-Sektor.

Risiken

Die Aktie war zuletzt „priced for perfection“. Schon kleine Unsicherheiten reichen aus, um deutliche Korrekturen auszulösen. Hinzu kommt die strukturelle Abhängigkeit von wenigen Hyperscalern, was Broadcom anfälliger macht für Verzögerungen oder Investitionspausen dieser Großkunden. Zudem könnte der Margendruck im KI-Segment die Profitabilität kurzfristig belasten und damit das Narrativ einer perfekten KI-Wachstumsstory vorübergehend eintrüben.

KI- und Halbleiterbranche allgemein

Die gesamte Branche erlebt einen massiven strukturellen Nachfrageboom durch KI. Rechenzentren, Large Language Models, Cloud-Anbieter und Hochgeschwindigkeitsnetzwerke treiben den Bedarf an spezialisierten Chips und Infrastruktur auf neue Höchststände.

Gleichzeitig steht die Industrie vor spürbaren Herausforderungen. Margendruck durch teure Fertigungsprozesse, Lieferengpässe, Unsicherheit beim Timing der Data-Center-Ausbauwellen sowie Bewertungshypes, die phasenweise an das Dotcom-Zeitalter erinnern.

Broadcoms Position in der Branche

Broadcom überzeugt mit starken Margen im KI-Chip-Sektor, die deutlich über denen vieler Wettbewerber liegen. Gleichzeitig bietet das Unternehmen eine überragende Cashflow-Qualität, die ihm im Branchenvergleich zusätzlichen Spielraum verschafft.

Dank seiner breiten Aufstellung – von Chips über Networking bis hin zu Software und Infrastruktur – ist Broadcom breiter diversifiziert und weniger anfällig als reine Chip-Designer.

Im direkten Vergleich steht Broadcom deutlich stabiler da als Oracle, das unter massivem CapEx-Druck leidet. Und obwohl Broadcom weiterhin hinter Nvidia liegt, verfügt das Unternehmen über erhebliches Aufholpotenzial. Insbesondere durch seine führende Rolle bei Custom AI Accelerators.

Die Bewertung bleibt hoch

Das Forward-KGV liegt aktuell bei 33,8 und damit klar über dem breiten Markt (S&P 500: ~22–23). Vor den jüngsten Quartalszahlen notierte die Aktie jedoch noch bei einem Forward-KGV von rund 45. Die Bewertung hat sich also spürbar abgekühlt, bleibt aber weiterhin hoch.

Auch die Analysten zeigen sich weiter optimistisch. 36 von 54 Analysten stufen die Aktie als Kauf oder Outperform ein. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 455 Dollar und damit rund 32 Prozent über dem aktuellen Kursniveau von 344 Dollar. Der Konsens signalisiert deutliches Vertrauen in Broadcoms langfristige KI-Story.

Besonders auffällig sind die extrem starken Wachstumserwartungen. Für 2026 rechnen Analysten mit einem Umsatzsprung von 50,8 Prozent auf 96,3 Mrd. Dollar. Der Gewinn je Aktie sollte gleichzeitig um 47,5 Prozent auf 10,06 Dollar steigen. Das sind ambitionierte Wachstumsprognosen.

Aktie kurzfristig unter Druck

Nach einem Minus von 7,8 Prozent in der Vorwoche verliert Broadcom aktuell nochmals 5,8 Prozent. Das Abwärtsmomentum hält an, Käufer halten sich zunächst zurück.

Broadcom im Wochenchart. Quelle: eToro

Besonders brisant ist nun die aktuelle Kurszone, in der gleich mehrere zentrale Unterstützungen zusammentreffen: die 20-Wochen-Linie bei 335,08 Dollar, das Fair Value Gap zwischen 310,47 und 332,83 Dollar sowie das jüngste Zwischentief bei 328,57 Dollar. Dieser Support-Cluster ist technisch stark. Hält die Zone, könnte die Aktie eine Gegenbewegung einleiten.

Ein Bruch nach unten wäre hingegen ein deutliches Warnsignal und könnte die nächste Abwärtswelle auslösen. Ganz unerwartet kommt der Rücksetzer nicht: Die bärische RSI-Divergenz – steigende Kurse bei fallendem RSI – hat bereits in den letzten Wochen auf nachlassende Marktstärke hingewiesen.

Fällt die Zone dennoch, öffnet sich der Weg zur nächsten größeren Unterstützung zwischen 255,20 und 262,26 Dollar, dem nächsten Fair Value Gap. Fundamental bleibt die langfristige Story zwar intakt, doch kurzfristig dominieren technische Risiken und Unsicherheit das Bild.

Langfristig gut aufgestellt

Broadcom bleibt ein KI-Infrastrukturplayer mit sehr starken Wachstumsaussichten. Die Aktie bietet erhebliches Potenzial – aber nur, wenn Broadcom die ambitionierten Umsatz- und Gewinnziele tatsächlich erreicht. Kurzfristig bleibt sie anfällig für Stimmungsschwankungen.

 

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