Zahlen am Mittwoch: Nvidia bleibt der Taktgeber der globalen KI-Story

Die US-Berichtssaison neigt sich dem Ende zu, doch ein letztes Highlight sorgt noch einmal für Spannung. Am Mittwoch nachbörslich legt Nvidia die Zahlen vor. Für viele Anleger ist die Aktie längst mehr als nur ein Tech-Titel. Sie gilt als Gradmesser für die weltweite KI-Story und ihre Dynamik – und damit auch als Schlüssel für den weiteren Verlauf der Jahresendrally.

Wachstumsdynamik flacht ab

Nach zwei Jahren KI-Euphorie scheint Nvidia nun einen Punkt erreicht zu haben, an dem sich das Wachstum auf hohem Niveau stabilisiert, aber nicht mehr exponentiell zulegt. Die Wall Street rechnet für das 3. Quartal mit einem Umsatzplus von 56,6 Prozent auf 54,9 Milliarden US-Dollar und einem Gewinnanstieg je Aktie von 54,6 Prozent auf 1,25 US-Dollar.

Die Abhängigkeit von wenigen Großkunden wie Microsoft, Amazon und Meta bleibt ein zentrales Risiko. Sie bestimmen maßgeblich die Umsatzdynamik. Sollten deren Investitionszyklen im KI-Bereich abflachen, könnte das Wachstum spürbar nachlassen.

Auch mögliche Produktions- und Lieferengpässe verdienen Aufmerksamkeit. Nvidia bleibt zwar technologisch führend, ist aber weiterhin stark von TSMC als Fertigungspartner abhängig. Engpässe bei der Chipproduktion könnten die Auslieferung der neuen Blackwell-Serie verzögern und damit das Umsatzwachstum bremsen.

Ein weiteres großes Fragezeichen bleibt das China-Geschäft. Im zweiten Quartal erzielte Nvidia keinen Umsatz mit den speziell angepassten H20-Chips, die den US-Exportbeschränkungen entsprechen. Das führte zu Umsatzeinbußen im Milliardenbereich. Gleichzeitig treibt China die Entwicklung eigener KI-Chips mit Hochdruck voran.

Stromnetz stößt an Grenzen

Die KI-Revolution stößt an ihre physische Grenze. Das zeigt sich aktuell besonders deutlich in Santa Clara. Dort stehen gleich zwei große Rechenzentrumsprojekte von Digital Realty Trust und Stack Infrastructure still. Weil schlicht kein Strom verfügbar ist. 

Nicht mehr die Rechenleistung, sondern die Energieversorgung wird damit zum entscheidenden Engpassfaktor, der über das Tempo des globalen KI-Wachstums entscheiden könnte. Energiehungrige Rechenzentren könnten zukünftig verstärkt in Regionen mit günstigem und verlässlichem Stromangebot abwandern. Doch mehr Strom bedeutet auch mehr CO₂-Ausstoß. Eine nachhaltige Energieversorgung wird damit zum Schlüssel für die Zukunft der KI. 

Der Strombedarf im Bereich KI-Computing und Cloud-Infrastruktur dürfte sich in den USA bis 2035 mehr als verdoppeln (Prognose von BloombergNEF).

Nicht so hoch bewertet, wie viele denken

Der Aktienkurs von Nvidia ist in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert. In nur drei Jahren legte die Aktie um mehr als 1.100 Prozent zu. Diese Entwicklung wird von stetig steigenden Gewinnerwartungen begleitet. Nvidia ist längst kein Hype mehr, sondern ein Wachstumswert mit Substanz.

Setzt man jedoch die Gewinnerwartungen ins Verhältnis zum aktuellen Kurs, zeigt sich: Die Nvidia-Aktie ist im Vergleich zum breiten Markt teuer. Mit einem Forward-KGV von 32,5 liegt sie aber innerhalb der Branche nur leicht über dem Durchschnitt. Das durchschnittliche Forward-KGV von zehn führenden Chipherstellern beträgt aktuell 30,2 (siehe Chart). Anleger zahlen hier also einen Aufschlag.

Vergleich Forward-KGV. Quelle: TIKR

Unterstützungen halten (zunächst)

Die Nvidia-Aktie stand seit Monatsbeginn mehrfach unter Druck, konnte sich jedoch bislang immer wieder behaupten. Zwei wichtige Unterstützungszonen (Fair Value Gaps) – zwischen 183 und 188 US-Dollar sowie 178 und 180 US-Dollar – wurden bereits mehrfach erfolgreich verteidigt. Am Freitag schloss die Aktie bei rund 190 US-Dollar. Aus technischer Sicht eröffnet das die Chance auf einen Test des Rekordhochs bei 212 US-Dollar. Sollten die Unterstützungen jedoch nicht halten, könnte ein Rücksetzer in Richtung des September-Tiefs bei rund 164 US-Dollar drohen.

Nvidia im Wochenchart. Quelle: eToro

Hohe Gewichtung

Ein starker Quartalsbericht könnte das Vertrauen in den gesamten US-Tech-Sektor stärken und der Jahresendrally neuen Schwung verleihen. Schwächere Ergebnisse hingegen würden das Narrativ eines abflauenden KI-Momentums befeuern, mit potenziellen Folgen weit über Nvidia hinaus.

 

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