Hohe Bewertung, hohe Fallhöhe: Tesla oder Netflix am Limit?

Die US-Berichtssaison startet jetzt in ihre heiße Phase. Denn die ersten großen Tech-Unternehmen legen ihre Zahlen vor. Netflix am Dienstag und Tesla am Mittwoch. Beide gelten als Anlegerlieblinge. Ihre Geschäftsmodelle könnten zwar kaum unterschiedlicher sein, doch eines haben sie gemeinsam: eine hohe Aktienbewertung. Das sorgt für Erwartungsdruck und macht beide Titel anfällig für Kursverluste. Anleger werden daher besonders genau hinschauen. 

Unterschiedliche Herausforderungen

Die Zahlen für das 3. Quartal dürften zeigen, dass Netflix weiter auf Erfolgskurs ist, stark wächst und fundamental solide bleibt. Netflix selbst erwartet ein Umsatzplus von 17,3 Prozent auf 11,52 Milliarden US-Dollar im Jahresvergleich, während Analysten einen Gewinnsprung von 27,6 Prozent auf 6,89 US-Dollar je Aktie prognostizieren. Tesla hingegen kämpft mit sinkender Profitabilität. Analysten rechnen mit einem Gewinneinbruch von 27,8 Prozent auf 0,52 US-Dollar je Aktie, während der Umsatz nur um 4,3 Prozent auf 26,67 Milliarden US-Dollar steigen soll.  

Bei Netflix könnte schon die Bestätigung der Erfolgsstory reichen, um die Volatilität zu begrenzen. Tesla dagegen steht unter Zugzwang. Das Unternehmen muss zeigen, dass es bei Margen und Umsatz wieder Tritt fasst. Wenn die Schwächephase anhält, dürften Anleger zunehmend zwischen Ertragskraft und Zukunftsvision unterscheiden.

Hohe Bewertungen sind ein Risiko

Tesla ist derzeit rund fünfmal höher bewertet als Netflix (Forward-KGV: 208,6 vs. 41,7). Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie unterschiedlich stark Zukunftserwartungen in Aktienkursen eingepreist sein können. Die hohe Bewertung von Tesla beruht auf der Wette auf KI, Robotik und autonomes Fahren. Anleger sehen Tesla längst nicht mehr als klassischen Autobauer, sondern als Technologie- und KI-Giganten. In diese Vision, und auch in die Faszination rund um Elon Musk, setzen viele ihre Hoffnungen. 

Netflix dagegen wird fundamentaler bewertet, ist aber ebenfalls kein Schnäppchen. Das Forward-KGV liegt rund doppelt so hoch wie beim S&P 500. Der Streaming-Riese hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er Innovation und Anpassung beherrscht. Trotzdem gilt auch hier, dass eine hohe Bewertung nur durch steigende Gewinnprognosen oder sinkende Kurse wieder in ein gesünderes Verhältnis gebracht werden kann.

Technische Lage

Die Netflix-Aktie liegt trotz der Korrektur im Juni in diesem Jahr 34 Prozent im Plus, damit ist sie zweieinhalbmal so stark gestiegen wie der S&P 500. Seit August zeigt sich der Kurs ruhiger und ist in eine Seitwärtsphase übergegangen. Aktuell hält sich die Aktie oberhalb einer mittelfristigen Unterstützungszone zwischen 1.162 und 1.171 US-Dollar und hat damit einen kleinen Puffer. Letzte Woche schloss die Aktie 1,5 Prozent tiefer bei 1.199 US-Dollar.

Netflix im Wochenchart. Quelle: eToro

Auch Tesla verfügt über eine kurzfristige Unterstützung, die für technischen Rückenwind sorgt – im Bereich zwischen 396 und 414 US-Dollar. Letzte Woche schloss die Aktie 6,4 Prozent höher bei 439 US-Dollar. Tesla hat den größten Teil des Jahres damit verbracht, die Verluste aus dem ersten Quartal auszugleichen. Zeitweise hatte sich der Kurs nahezu halbiert, liegt nun aber seit Jahresbeginn wieder fast 9 Prozent im Plus. Der Abstand zum Rekordhoch vom Dezember ist derzeit noch zweistellig.

Tesla im Wochenchart. Quelle: eToro

Volatilität ist so gut wie vorprogrammiert

Vermutlich werden wir aufgrund der bevorstehenden Quartalszahlen eine gewisse Zurückhaltung am Markt sehen. Bisher gibt es außerdem keine größeren Abverkäufe, die Anleger scheinen zuversichtlich zu sein. Sowohl Netflix als auch Tesla halten sich über wichtigen Unterstützungsmarken, was auf eine solide technische Basis hindeutet. Noch herrscht Ruhe, doch diese könnte sich schnell in Bewegung verwandeln, falls die Ergebnisse oder Ausblicke hinter den Erwartungen zurückbleiben.

 

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